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Lacront en France 2014: Schloss Fontainebleau
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Lacront
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Mitglied Daniel

Schweiz . ZH
 
Avatar von Lacront
Link zum Beitrag #928850 Verfasst am Samstag, 17. Mai 2014 13:05
8 mal bearbeitet, zuletzt am 08.02.2017 22:26
Themenersteller
2 gefällt das Relax
Nachdem ich dienstags also den Parc Astérix besucht und im Anschluss meine tolle Unterkunft für den Restaufenthalt im Vorort Bry-sur-Marne bezogen hatte, stand tags darauf dann ein Highlight auf dem Programm, für das beim zeitlich knappen Erstbesuch leider keine Zeit mehr blieb: ein Besuch in Schloss Fontainebleau, rund 55 Kilometer südlich von Paris gelegen. Idealerweise liess sich das Ganze an diesem Mittwoch zudem noch mit einem weiteren persönlichen Must-Do kombinieren - mehr dazu weiter unten. S

Im Gegensatz zum Vortag lief ÖV-technisch alles planmässig. Am nahegelegenen Bahnhof konnte ich wie im letzten Herbst auch schon problemlos mein «Paris Visite»-Ticket lösen und hatte damit für die nächsten Tage einen unglaublich wertvollen Freipass für sämtliche Verkehrsmittel in und um Paris, in allen fünf Zonen. Der Automat spuckt ein für sämtliche Entwertungsschlitze bei allen Métro-, RER- und Buslinien passendes kleines Kärtchen aus, auf das man selbstständig den Namen und das Gültigkeitsdatum mit Kugelschreiber eintragen muss. Kann ich nach inzwischen zweimaligem Gebrauch wirklich vollumfänglich empfehlen, besonders wenn man wie ich täglich in die Agglomeration rausgefahren ist und damit neben Métro und Bus auch das S-Bahn-Netz RER und die Regionalschnellzüge Transilien genutzt hat. Sogar die im Süden von Paris parallel zur Ringautobahn verkehrenden Tramlinien sind dabei - alle öffentlichen Verkehrsmittel innerhalb der gelösten Zonen sind hier inkludiert; ganz so, wie man es von zu Hause aus eigentlich auch kennt. Spätestens an den komplexen Haupt-Umsteigestationen der Métro ist man unheimlich froh um dieses Ticket, da man immer wieder auf eine Drehkreuz-Reihe stösst - manchmal auch, wenn man den Untergrund gar nicht verlassen will und wegen Erwischens vom falschen Aufgang trotzdem «an die Oberfläche» muss, um die Linie zu wechseln. Gerade in solchen Situationen ist man mit diesem Pauschalfahrschein in ganz erheblichem Masse unkomplizierter als z.B. mit einem 10er-Billet-Büchlein unterwegs, das die meisten Touristenagenturen ja empfehlen. Zudem erhält man bei vielen Touristenattraktionen nicht unerheblichen Rabatt durch dieses Ticket: aktuell 10 € bei Disney, 30 % beim Tour Montparnasse, 20 % beim Arc de Triomphe oder eben auch 2 € beim Schloss Fontainebleau, um aus touristischer Sicht die wichtigsten aufzuzählen.

Mit RER-Linie A ging es daraufhin in Richtung Innenstadt zum mir schon vom letzten Aufenthalt her bestens bekannten Gare de Lyon, dort konnte ich mit direktem Anschluss auf Transilien-Linie R in Richtung Montereau-Fault-Yonne oder Montargis wechseln. Wenn ich das richtig gesehen habe, gibt es von dieser Linie vereinzelt Sonderzüge, die sogar das fast 80 km entfernte Sens ansteuern, von Paris aus streng französisch ausgedrückt also «en sens de Sens» fahren. S Bis Melun werden sämtliche Stationen der parallel verkehrenden RER-Linie D übersprungen, so dass man nach knappen 40 Minuten Zugfahrt bereits dort eintrifft. Interessanterweise muss ich laut optimaler Anfahrtsroute nicht in Fontainebleau selbst, sondern bereits hier raus. Am kleineren, an der Bahnhofs-Südseite gelegenen Busumstieg namens Place de l'Ermitage suche ich also die Linie 34, die kurioserweise nicht von einem Linienbusgefährt, sondern von einem waschechten Reisecar befahren wird - mit Zweierreihen, Gepäckfach und Anschnallpflicht. S Ich habe beim Anblick irgendwie noch Bedenken, ob ich hier richtig bin und ob mein Ticket überhaupt funktioniert - aber grundlos! Nach Verlassen der Stadtgrenze wird dann auch richtig Gummi gegeben und über eine Schnellstrasse durch den riesigen Forêt de Fontainebleau erreichen wir bald einmal den Ort des Geschehens, wo der Bus in unmittelbarer Nähe vom Haupteingang zum Schloss schliesslich auch anhält.


Hier am Cour d'Honneur befindet sich heute der Hauptzugang zur Anlage. Der weitläufige Hof ist auf drei Seiten von Flügeln des Schlosses eingefasst und auf der Stirnseite zum Boulevard Magenta mit einem charakteristischen Eisenzauntor abgegrenzt, das man ganz ähnlich auch in Versailles vorfindet. Die vier rektangulären Wiesenflächen in der Hofmitte beheimaten in den Ecken charakteristisch zurechtgestutzte «Heckenbäume».






Schon dieser erste Eindruck zeugt vom Prunk und Glanz längst vergangener Glorie und stimmt eindrucksvoll auf die nun bevorstehende Besichtigungstour ein! Der Grundstein für die heute noch erhaltene Bausubstanz wurde im 16. Jahrhundert an Stelle einer schon seit dem 13. Jahrhundert existierenden Burg gelegt, womit das Château de Fontainebleau als eines der ersten Bauwerke Frankreichs im Renaissance-Stil gilt. Im Verlaufe der Zeit wurde es von vielen Königen des Ancien Régimes, aber auch von nachfolgenden Kaisern und Machthabern bis ins 19. Jahrhundert genutzt. Einmal jährlich zog auch der ganze Hofrat von Versailles hierhin um, damit ebenda mal wieder gründlich geputzt werden konnte. Ebenso erstaunlich wie seelentröstend ist auch die Etymologie des Namens: grob lässt er sich nämlich zu «fontaine des belles eaux», also «Quell schönen Wassers» auseinandernehmen. Sympa!


Der prächtige Platz ist auch als Cour du Cheval Blanc oder Cour des Adieux bekannt, da Napoléon sich 1814 hier von seinen Truppen verabschiedet hat, bevor er nach Elba ins Exil musste. S


Vom Zaun aus gesehen zur rechten Hand befindet sich der gross markierte Eingang zum Besucherzentrum. Oder renovationsbegründet zumindest gleich daneben. S


Bei den Kassen angekommen verschaffe ich mir auf dem obigen Modell zunächst einen Überblick und geniesse mit meinem «Paris Visite»-Billet also 2 € Reduktion auf den 11 € kostenden Eintrittspreis für den Haupt-Besucherrundgang durch die Grands Appartements. Es werden auch noch andere Rundgangs-Optionen durch weitere Schlossflügel angeboten: durch die Petits Appartements und die Galerie des Meubles. Allerdings muss man da - wie auch bei den verschiedenen Themen-Touren - als geführte Gruppe durch, was natürlich nur zu bestimmten Zeiten möglich ist. Für einen Erstbesuch reichte mir daher erst einmal der Hauptrundgang.

Bei den nun folgenden Aufnahmen von den Grands Appartements bitte ich vorab um Entschuldigung für die Fotoqualität. In einigen Räumen sind Blitzlicht-Aufnahmen verboten und viele davon sind abgedunkelt oder wie dazumal nur mit Kronleuchtern erhellt. Bitte habt auch Verständnis dafür, dass ich nicht zu allen Aufnahmen sämtliche Bezeichnungen parat haben kann: Im Verlaufe der Jahrhunderte wurden ganz viele der Räume je nach aktuellem Herrscher zigmal umgenutzt und neu gestaltet. Welche Einrichtungsgegenstände, welche Tapeten, welche Kamine, welche Fenster und welche Treppen in welchem Jahrhundert zu welchem Zwecke und von wem hinzugefügt oder wieder abgeschafft wurden füllt ganze Bücher über Schloss Fontainebleau - und würde einen Erfahrungsbericht hier im Forum massivst im Umfang sprengen. S Drum versuche ich an dieser Stelle mehr einen Gesamtüberblick zu bieten und empfehle selbstredend einen Live-Besuch mit einem 2 € kostenden Audioguide - oder dann einen leeren Tag zu erwischen, damit man die zahlreichen Infotafeln gut lesen kann, auf denen mehr oder weniger dasselbe steht, was man über die Headphones hören kann. S


Galerie des Fastes


Salon des Officiers


Salon de Réception dit Salon d'Angle, frei übersetzt: Empfangssalon, auch Ecksalon genannt. S


Eins der zahlreichen fürstlichen Schlafzimmer, im Guide schlicht Chambre à coucher genannt.


Premier Cabinet de Toilette


Appartements des Reines-mères et du Pape, Schlafkammer der Königinnen-Mütter und vom Papst, wenn er hier zu Besuch war.


Der zugehörige Empfangssaal.


Galerie François Ier. Hat viel Ähnlichkeit mit dem berühmten Spiegelsaal in Versailles.


Kamin im Salle des Gardes.


Treppenhaus von Louis XV, zuvor das Schlafzimmer der Herzogin von Étampes, Mätresse von François Ier.


Der grosse Ballsaal.




Auf dieser Galerie spielten die Musiker.




Chapelle Saint-Saturnin


Auch nach langer Recherche habe ich nicht mehr rausgefunden, wie dieses Zimmer heisst, aber das Relief über dem Kamin trägt den Titel «Bas-relief d'Henri IV à Cheval de la Belle Cheminée». Wenn jemand den Zimmernamen weiss, möge er oder sie mich doch bitte kontaktieren, damit ich ihn an dieser Stelle ergänzen kann. S




Diese Räumlichkeiten haben im Verlaufe der Zeit ebenfalls drei verschiedene Namen durchlaufen: Salon Louis XIII, Chambre Ovale und Cabinet du Roi. S




Salon François Ier




Salon des Tapisseries


Blick auf die Bibliothek im leider nicht zugänglichen Flügel namens Galerie de Diane.


Spielsalon, später als Grand Salon de la Reine genutzt.


Die Gemächer der Frauen des jeweiligen Machthabers, im Guide folgerichtig als Chambre de la Reine ou de l'Impératrice bezeichnet.


Thronsaal




Salle du Conseil


Nun gelangt man in die berühmten Appartements von Napoléon. Dies ist das kaiserliche Schlafzimmer.


Und hier hätten wir laut Plan die kleinere Ausgabe Petite Chambre à coucher, das Nickerchen-Zimmer also. S


Und zum Abschluss der Innenaufnahmen habe ich hier noch drei Fotos von der ebenfalls recht bekannten Chapelle de la Trinité.




Und das waren jetzt wirklich nur die Highlights des gut eineinhalbstündigen Rundgangs! Sämtliche dieser Räumlichkeiten hauen einen einfach nur um. Was es hier überall an kunstvoll gefertigten Dekorationselementen, Gemälden, Tapeten, Betten, Sesseln, Hockern, Teppichen, Treppengeländern, Kaminen, Mosaikfenstern, Kronleuchtern, Säulen, Bodenbelägen und Skulpturen zu bewundern und entdecken gibt ist wirklich kaum zu glauben. Wenn man die Infotafeln liest, kann man sich die hier vormals lebenden und arbeitenden historischen Persönlichkeiten so richtig vorstellen und kann den Glanz von dazumal regelrecht wieder aufsteigen sehen. Mir persönlich haben die ganzen Räume aufs Gesamte betrachtet etwas besser gefallen als in Versailles. Das mag vielleicht zum einen daran liegen, dass hier wesentlich weniger Besucher unterwegs waren als bei meinem dortigen Besuch im letzten Herbst, man nicht menschenstromartig durchgeschleust wurde und man alles viel besser betrachten und geniessen konnte. Möglicherweise aber auch daran, dass Fontainebleau noch etwas länger genutzt und entsprechend auch stets erneuert und umgestaltet wurde. Alles wirkt irgendwie etwas «gepflegter» und liegt für meinen Geschmack näher am heutigen Schönheitsempfinden. Ich bin jedenfalls sehr froh, die Tour gemacht zu haben und habe einen ausgesprochen schönen und lehrreichen Morgen genossen. Die etwas weitere Anfahrt lohnt sich auf jeden Fall - gerade für Geschichtsfans, die nur noch Augen darüber machen werden, wer hier zu welchem Zeitpunkt regiert, gewohnt und gebaut hat. S


Mit der Haupt-Innenbereichs-Tour ist natürlich erst ein sehr kleiner Teil von Schloss Fontainebleau gesehen. Wie in Versailles erstrecken sich auch hier kilometerweite und ausgesprochen schöne Aussen- und Parkanlagen. Hier kann Fontainebleau im Vergleich zu Versailles natürlich nur zweiten machen, aber gleichwohl sind sie unsagbar sehenswert - gerade während meines Besuchs, als nach einer regnerischen Nacht alles wieder zu grünen anfing. Das bedeutet aber auch: gut besohltes Schuhwerk mitbringen, denn auf einigen der Kieswegen hier sinkt man dann teilweise zentimeterweit ein. S


Hat man den Rundgang durch die Innenbereiche abgeschlossen, landet man fast zwangsläufig auf dem südlich gerichteten Cour de la Fontaine.




Hübsches Kerlchen. S


Étang des Carpes




Ganz in der Nähe befindet sich der etwa nach Nordosten zeigende Cour Ovale. Leider nicht mehr vollständig zugänglich und daher nur durch ein Tor fotografiert.


Le Grand Parterre


Dieser Typ und der Schwan haben ohne Übertreibung etwa fünf Minuten lang eine Unterhaltung geführt. S


Le Romulus


Der berühmte Grand Canal.




Bassin des Cascades












Wir unternehmen daraufhin einen Schwenker zur Nordseite der Anlage, in den ebenfalls atemberaubend schön angelegten Jardin de Diane. Er liegt mehr oder weniger am Fusse des ebenfalls der griechischen Jagdgöttin gewidmeten Flügels im Schloss.










Die Göttin der Stunde hat hier denn auch einen tollen Springbrunnen spendiert bekommen! Und um das was alle denken mit den ungläubigen und laut lachend geäusserten Worten einer wackeren Mittfünfzigerin zu kommentieren, die hier mit ihren Kolleginnen vorbeimarschierte: «Mais... Ils pissent?!» S


Man beachte auch das einfache wie kluge und optisch zudem sogar noch attraktive Bewässerungssystem. S




Zu guter Letzt begeben wir uns wieder an die Südseite der Anlage und unternehmen einen belebenden Spaziergang durch den weitläufigen und wahrhaft prächtigen englischen Garten.








Das Plätschern des kleinen Bachverlaufs, das Zwitschern der Vögel und die gute Frühlingsluft lassen trotz kühler Temperaturen richtig schön Ferien-Feeling aufkommen und machen den Spaziergang durch die sattgrüne Vegetation zu einem beschaulichen kleinen Moment inneren Glücks. Hier setze ich mich noch eine Weile auf eine Bank, um die versprochenen Postkarten für die Daheimgebliebenen noch fertig zu schreiben und geniesse die Ruhe und den Frieden. S
















Immer mal wieder lassen sich zwischen dem ganzen Grün verschiedene Skulpturen, Denkmäler, Statuen und Säulen entdecken.












Und mit diesen abschliessenden Panoramaaufnahmen endet meine Berichterstattung zum prachtvollen und mächtig eindrücklichen Château de Fontainebleau! Die etwas weite Anfahrt aus Paris lohnt sich für diese Perle von Schloss in jedem Fall - gerade auch, wenn man Versailles schon kennt. Der Rundgang durch die Innenräume ist mindestens so spektakulär und wie bei meinem Besuch vielleicht sogar weitaus entspannter erlebbar, da Versailles halt nun einmal das vorrangigere Touristenziel und dadurch stets überlaufen ist. Ich habe es jedenfalls nicht bereut, dieser wahrlich feudalen und ausgesprochen sehenswerten Anlage einen Besuch abzustatten - wenn auch erst bei der zweiten Paris-Reise. S In den Räumlichkeiten wird die Geschichte jedenfalls richtig zum Leben erweckt und die wunderbar friedlichen, überaus schön gestalteten Parkanlagen rundherum geben dem tollen Gesamterlebnis noch den letzten Schliff. Auf der ganzen Linie zu empfehlen!




Wieder draussen habe ich noch ein klein wenig Zeit im Städtchen Fontainebleau selbst totgeschlagen und daraufhin einen Bus zum Bahnhof für den nächsten Programmpunkt dieses Tages genommen. Wer mich ein wenig kennt, der weiss, dass ich ein bekennender Fanboy der «Grandes Surfaces», also der gigantischen Hypermärkte Frankreichs bin. S Das hat sich irgendwie durch die Besuche bei den Grosseltern so ergeben, bei denen ein Trip zum riesigen Carrefour stets mit dazugehörte und immer ein absolutes Highlight darstellte. Punkto Gesamtfläche, Auswahl, Ladenarchitektur und Sortimentstiefe können da oft sogar die Walmart Supercenters in den USA einpacken. Nicht zuletzt ist meine enge Bindung an französische Mega-Märkte auch dadurch zu erklären, dass ich fast drei Jahre lang praktikums- und studienbegleitend bei Carrefour gearbeitet habe, als man sich in den 2000er-Jahren zum zweiten Mal in der Schweiz versucht hat. Drum ist es mir bei jedem Trip ins Nachbarland natürlich eine wahre Freude, wieder einmal die alten Uniformen, Präsentationstechniken und selbstredend auch die Produkte wieder zu sehen, die man jahrelang aufgestockt und über den Scanner geschoben hat. Und gerade wenn ich mit einem fahrbaren Untersatz wie auf dieser Reise in Frankreich bin, wird der Kofferraum bis zum Anschlag mit meinen alten Hausmarken-Favoriten gefüllt, damit man wieder mal ein halbes Jahr oder so davon zehren kann. S

Unweit von Melun und Fontainebleau, und zwar sprichwörtlich auf der grünen Wiese ganz tief im Nirgendwo, liegt also das Ziel, das man als so gearteter Fan irgendwann zwangsläufig auf dem Radar haben muss: der Carrefour Villiers-en-Bière. Mit unfassbaren 25'000 m² Verkaufsfläche nachweislich der grösste Hypermarché Frankreichs und ziemlich sicher auch eine der weltgrössten klassischen Supermarktflächen, wo das gesamte angebotene Sortiment definitionsmässig also über dieselbe Kassenfront bezahlt wird. Schon als ich diese Zahlen zum ersten Mal sah, wusste ich, dass ich eines Tages mal dahin muss - und war ziemlich ernüchtert darüber, dass sich ein so bekannter und ja durchaus eine gewisse Anziehungskraft ausstrahlender Giga-Markt so gut wie gar nicht mit den Öffis von Paris aus erreichen lässt. Man gelangt höchstens per Bus in einen der umliegenden Kleinstweiler, muss von da aber eine sehr fussgängerunfreundliche und auf Google Streetview recht gefährlich erscheinende Überquerung zweier Schnellstrassen in Kauf nehmen. Die Website des zugehörigen Shoppingcenters rät denn auch, ein Taxi ab Melun zu nehmen. Aber nach ziemlich mühseliger Recherche habe ich rausgefunden, dass man - sofern man den richtigen Tag erwischt - einen Besuch hier doch mit den ÖV zustande bringen kann. Und zwar so: An Mittwochnachmittagen fährt ab den Bahnhöfen Melun und Fontainebleau sozusagen als einmaliges Wochenereignis je eine sogenannte «Shop'Bus»-Linie mit der Nummer 21 zu diesem Carrefour, ab Melun um 13.54 und ab Fontainebleau um 14.12 Uhr. Nach Melun zurück geht es vom Center aus um 16.30, nach Fontainebleau zurück um 17.05 Uhr. An gewissen Daten fährt der Fontainebleau-Ableger auch samstagnachmittags, aber das wars dann auch wirklich. Mit diesen wahrlich mühsam rausgefundenen Zeiten war es dann aber schliesslich ein Leichtes, den Besuch in Schloss Fontainebleau auf einen Mittwoch zu legen und die so lange erträumte Visite hier endlich ein mal zu ermöglichen. Ab Bahnhof Fontainebleau ging es dann also planmässig und wiederum mit einem Reisecar zum zweiten Ort des Geschehens!


Wir sind da! Ich merke mir, wo die Bushaltestelle in die Retourrichtung liegt und stürme ganz kribbelig vor Überwältigung endlich zu einem der Eingänge. Entgegen aller Befürchtungen ist die Mitnahme eines Rucksacks - bei so einem Tagesausflug halt unerlässlich - gar kein Problem: einfach kurz dem Security-Personal an einem der Zugänge vorzeigen, entweder wird dann ein kurzer Blick reingeworfen oder die Reissverschlüsse der grössten Staufächer werden mit Plastikteilchen verschlossen.

Auch hier muss ich mich im Voraus für die Bildqualität entschuldigen. Fotografieren ist in diesen Mega-Läden grundsätzlich verboten - und doch will ich einen solch aussergewöhnlichen Bau doch für die Nachwelt festhalten. Also muss es schnell und heimlich mit dem Handy durch die Jacke geschehen - immer ein Auge auf das natürlich zahlreich vorhandene Personal habend. Gerade hier will ich mir ja nun wirklich kein Ladenverbot einhandeln. S Leider macht das die Fotos halt qualitativ minderwertig, verwackelt und ungerade ausgerichtet. Nichtsdestotrotz geben sie einen ungefähren Eindruck, den ich euch ja nicht vorenthalten möchte.


Der Carrefour nimmt hier die gesamte Längsseite der riesigen Mall ein und hat gegen sie gerichtet auch zwei Kassenfronten, eine grob vor dem Lebensmittel- und eine vor dem Non-Food-Teil. Bei den Lebensmitteln sind es, wenn ich richtig gezählt habe, 44 und beim Non-Food noch einmal 22 Kassen. Klingt für einen Markt dieser Grösse zwar nicht sonderlich eindrucksvoll, aber man muss bedenken, dass ein Grossteil der Kassenposten inzwischen für mehrere kleine Höfe mit ein paar Selbstscan-Kassen und Bezahlterminals für das Handscanner-Programm «Scan'Lib» (ähnlich wie Passabene bei Coop oder Subito bei Migros in der Schweiz) aufgehoben wurde. Wenn man schätzt, wie viele normale Kassen auf diesen Auslassungen noch Platz hätten, läge die Gesamtanzahl wahrscheinlich weit über 120. C'est trop fort! S


Das Übersichtspanorama der Zentralallee in der Marktmitte. Das grünlich leuchtende Etwas ungefähr mittig rechts im Bild ist der Zugang zum unter freiem Himmel liegenden Gartencenter - und liegt ohne Übertreibung einen guten halben Kilometer von meinem Standort entfernt. Ich habe nicht den Eindruck, dass die «Tiefe» des Ladens von der Mall aus gesehen mehr als 100 Meter beträgt - die 25'000 m² kommen wohl vorrangig in der Länge zustande. Wahnsinn! S








Ich wandere also langsam in Richtung Non-Food, da das meiste meiner rucksack- und ÖV-bedingt eher kurzen Liste hier zu finden ist. Oder sein dürfte. Denn zwischen all den verschiedenen Sortimenten muss man sich selbstredend erst einmal zurechtfinden. Es ist echt kaum zu glauben, was hier alles auf derselben Fläche verkauft wird... Kühlschränke, Tiefkühler, Herde, Tumbler und Waschmaschinen, Mikrowellen, Staubsauger, Sofas, Betten und Stühle, Lampen, Ventilatoren und Klimaanlagen, Kleidung und Schuhe, Haushaltswaren, Gartenbedarf, Rasenmäher, Swimmingpools und ganze Jacuzzi-Kits, Handwerksbedarf, Fahrräder, Autozubehör, Spielwaren, Papeterie- und Bastelsachen, Kleiderschränke, Vorratsboxen und Haustierbedarf, Bücher, DVDs und Games, Fertigregale und Beistelltische, Flatscreen-Fernseher, Hausmarken-Smartphones und, und, und, und, und...! Man kann sich echt kaum an all den Waren sattsehen und staunt nur noch darüber, wie aufgeräumt und übersichtlich das Ganze insgesamt doch daherkommt. Hat man knapp die Hälfte der vermuteten Länge abgeschritten, liegt die Regal-/Rayonnummerierung bereits bei 29. Konsum-Wahnsinn in Reinform - I love it! S










Im Gartenteil folgt wie erwähnt noch eine grössere Aussenfläche, die im Winter wohl teilweise auch überdacht werden kann. Daneben gibt es noch zwei Gewächshäuser mit einem Pflanzen- und Gartenbedarfs-Sortiment, das mich mindestens so komplett wie in jedem Obi dünkt.


Etwa in der Mitte der Verkaufsfläche gibt es sogar noch eine zweite Etage mit einer kleinen zusätzlichen Möbelausstellung und einem Restaurant. Überhaupt gibt es viele shoppingkomfortsteigernde Features, die direkt in die gigantische Verkäufsfläche integriert sind: so unter anderem mehrere Toiletten, eine Kinderkrippe und auch einen Friseur! S








Die Food-Teile nehmen vielleicht einen geschätzten Viertel der Gesamtfläche ein und sind trotzdem so unvorstellbar vollständig und überwältigend sortiert, dass man schlicht aus den Latschen kippt. Mehrere Dutzend Meter lange Frischetheken für Käse, Backwaren, Pâtisserie, Fleisch, Charcuterie und Fisch, eine Sushi-Bar, ein veritabler Markt als Obst- und Gemüseabteilung, ein Traiteur mit mundwässrig machenden, herrlich duftenden warmen Gerichten, umwerfende Kühlzonen mit tausenden von Joghurt- und Milchdessert-Sorten, ein lückenloser Weinkeller und einfach nur erschlagende Regalmeter voller feiner, guter Sachen zum Essen warten darauf entdeckt zu werden! Aufgrund der langen Heimreise kann ich mich hier natürlich insbesondere bei den gekühlten Sachen nur betrachtend daran erfreuen. S




Besonders im Confiserie- und Süssigkeiten-Bereich kommt der im Vergleich zu anderen Grossmärkten noch zusätzlich vorhandene Platz so richtig zum Tragen. Kann bitte jemand mal Profi-Douchebag Chad Kroeger all die Hustenbonbons hier zeigen? S


Während man in der Schweiz fürs europäische Verständnis exotische Dinge wie Marshmallows ein wenig suchen muss, findet man hier über zwei Dutzend Referenzen in unterschiedlichen Farben, Packungsgrössen und Hausmarken-Äquivalenten vor - und ich habe nicht mal alle aufs Bild gekriegt. Gut Schweizerdeutsch würde man hier sagen: Da gheisch übere! S


Auch meine aus Frankreich so heissgeliebten Marshmallow-Bärchen im Schokomantel gibt es in zig Variationen - sogar mit weisser Schokolade oder im praktischen Kilobehälter von der Hausmarke. I'm in heaven. S


Der Carrefour Villiers-en-Bière war für mich ein absolutes Ferienhighlight. Auf dieser total unglaublichen, umwerfenden und einfach bloss unwirklich riesenhaften Wahnsinnsfläche dürfte jeder auf irgendeine Art fündig werden und das Staunen über Baugigantismus neu erlernen. S Ein absolutes Mekka für verrückte Detailhandels-Junkies wie mich. Wenn man sich für so etwas begeistern kann und eh an einem Mittwoch (oder eingeschränkt auch einem Samstag) in Schloss Fontainebleau unterwegs ist, dem sei dieser Prachtbau auf jeden Fall ans Herz gelegt. Ich für meinen Teil kann jetzt zufrieden sterben. S

Nachdem ich meine schaderweise halt nur wenigen Sachen dann zusammen hatte, habe ich am Münzschlucker einer der Selbstbedienungskassen gleich mein ganzes Kleingeld ausgekippt und bin dann mit dem «anderen» Shop'Bus-Ableger um 16.30 Uhr in Richtung Melun gefahren. Zu meiner Überraschung ist das «Paris Visite»-Ticket hier nicht gültig, obwohl die Linie von derselben Gesellschaft wie die Fontainebleau-Variante - Veolia Transport - betrieben wird. Bei einem einfachen Fahrpreis von 2 € fackelt man aber auch nicht lange, und so war ich wenig später dann auch schon wieder am Bahnhof Melun, wo ich direkten Anschluss auf einen Stosszeiten-Zusatz-Transilien hatte, so dass ich nach kurzem Umstieg im Gare de Lyon dann schon bald wieder zu Hause war, wo ich noch meine Schwimmsachen fürs abendliche Training in einem nahe gelegenen Hallenbad packte und zum Tagesausklang dann noch ein wunderbares Essen in einem kleinen Bistro in der Nachbargemeinde genoss.

Ein irrsinnig toller Wahnsinnstag! Ich war unglaublich froh über die gute Vorrecherche und habe damit einen unreproduzierbar spassigen, lehrreichen und nie mehr aus der Erinnerung zu tilgenden Ferientag voller Staunen, Spannung und Spass erlebt. Besonders hier hat es sich ausgezahlt, alleine unterwegs zu sein, so dass ich Zeitaufwand und Tempo für die schon lange gehegten Traumziele genau nach Gusto einteilen konnte - wovon eines halt zugegebenermassen ganz leicht freakig ist, nicht jedem zusagt und in einer Gruppe reisend gar nicht auf dem Plan hätte stehen können. S Die auf Lebzeit behütete schöne Erinnerung an diesen Ausflug in die südlichen Gefilde von Paris spricht aber für sich.

An dieser Stelle heisst es jetzt: merci pour la lecture! S Der nächste Bericht folgt dann aus dem Plauschbad Aquaboulevard.
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Voschi
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Aufsteiger Andreas Vogel

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Avatar von Voschi
Link zum Beitrag #928857 Verfasst am Samstag, 17. Mai 2014 15:12 Relax
Vielen Dank für den ausführlichen und unterhaltsamen Bericht!

Ich war bisher nur ein einziges mal in einem Carrefour. Allerdings in Barcelona.
Was mich dort an meisten beeindruckt hat, war das Kassensystem. Es gab für grob geschätzt 30-40 Kassen nur eine einzige Schlange. Ist man vorne angekommen hat man gewartet, bis auf einer LED Tafel eine Kassennummer angezeigt wurde. An allen Kassen gab es ebenfalls LED anzeigen, die einem solange Laufpfeile angezeigt haben, bis man an seiner Kasse angekommen ist. Sobald eine Kassiererin sieht, dass sie bald fertig ist, drückt sie auf einen Knopf und ein weitere Kunde wird an diese kasse gelotst. Ein super faires System, das ich mir überall wünschen würde S
Lacront
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Mitglied Daniel

Schweiz . ZH
 
Avatar von Lacront
Link zum Beitrag #928863 Verfasst am Samstag, 17. Mai 2014 15:56
Themenersteller
Relax
Dieses Ein-Schlangen-System ist in der Tat toll! S Habe ich in einem Supermarkt zum ersten Mal auch in Spanien gesehen, und gibt es im Pariser Umland auch in den Carrefours Montesson und Aulnay-sous-Bois - aufgrund der schieren Länge der dortigen Normal-Kassenreihen (62 resp. 58 Stück) allerdings in mehrere «Tranchen» unterteilt. Es gibt je zwei oder drei Abschnitte, wo etwa 10-15 Kassen zu so einem «Warteblock» zusammengefasst sind. Weil man sonst vom Schlangenende zu den äussersten Kassen sehr weit laufen müsste und weil es auch dort immer wieder Inselchen mit Selfscan- und Scan'Lib-Terminals gibt. S
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Bends
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Aufsteiger

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Avatar von Bends
Link zum Beitrag #928891 Verfasst am Sonntag, 18. Mai 2014 09:39 Relax
Super, die alten Steine nehme ich dann auch mal mit. Und der Hypermarche ist ebenfalls gesetzt. Ich war letztes mal in Frankreich in einem großen Auchan, den fand ich auch schon krass, aber das ist ja noch besser!
Move your Car
The Knowledge
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Deutschland . NW
 
Avatar von The Knowledge
Link zum Beitrag #928935 Verfasst am Montag, 19. Mai 2014 09:22 Relax
Der Skiurlaubs-Einkauf in einem *verhältnismäßig* kleinen Géant-Casino ist jedes Mal die erste Herausforderung des Urlaubs. Doch mittlerweile kenne ich mich ganz gut aus da. Legendär, als Volker Sauer trotz einem kompletten Regalmeter Jägermeister den Jägermeister nicht gefunden hatte ...

In Barcelona war ich mal in einer PRYCA mit 80 (!!!) Kassen - alle besetzt!

Grüße,

Tim
Excess all areas!
schrottt
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Mitglied Sven Lakemeier

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Avatar von schrottt
Link zum Beitrag #928941 Verfasst am Montag, 19. Mai 2014 10:11 Relax
Ein eindrucksvolles Hochlied auf den Großkonsumtempel, der den Bericht übers Schloss fast vergessen lässt :)

Deine Längenangaben liessen mich dann schon staunen, daher habe ich mal google maps konsultiert. Laut deren Angabe ist das ganze Gebäude 350 Meter lang und die Gesamtfläche vom Auchan maximal 100 Meter tief. Lagerräume abgezogen dürften also so 70 Meter übrig bleiben. Ohne Frage auch mit den Abmessungen ein eindrucksvolles Teil.
fnööt
Lacront
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Mitglied Daniel

Schweiz . ZH
 
Avatar von Lacront
Link zum Beitrag #928957 Verfasst am Montag, 19. Mai 2014 12:54
Themenersteller
Relax
Auchan? Hast du auch wirklich den richtigen Markt vermessen? S Dem Gefühl nach ist die Hauptallee durch den Laden, das südwestlich ausgerichtete Outdoor-Gartencenter mit eingeschlossen, gute 400-500 Meter lang. Wenn ich bei Google Maps ab Bildschirm nachmesse komme ich per Dreisatz aber auch «nur» auf 380 Meter, in der Breite auf knappe 88 Meter. Täuscht also gewaltig - und ist in echt immer noch riesig! S Aber gerade hier ist es ja, wie du schon angedeutet hast, sehr schwierig nachzuvollziehen, was genau alles zur Verkaufsfläche gezählt wird. Lagerräume je nach Abteilung? Restaurant und Möbelausstellung im zweiten Stock? Die mehreren Toilettenanlagen? Auch die Getränke ragen hinter der Food-Kassenreihe noch einmal gefühlt 20 Meter «in die Mall rein». Da kann man wirklich nur grob schätzen und raten, sich das Ganze mal live anzusehen - dann trägt man die Kinnlade eh so weit unten, dass man gar keine Zeit hat über konkrete Zahlen nachzudenken. S
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schrottt
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Mitglied Sven Lakemeier

Deutschland . BY
 
Avatar von schrottt
Link zum Beitrag #928968 Verfasst am Montag, 19. Mai 2014 14:15 1 gefällt das Relax
Ich hatte zum Vergleich den Auchan in Val d'Europe - den ich schon kenne - ausgemessen, daher war ich beim tippen noch bei Auchan :)

Über das Fragezeichen unten rechts kann man noch auf das alte Google Maps umschalten, da gibt es die Entfernungsmessung. Und bei Umschaltung auf die Kartenansicht sieht man auf dem Plan die Aufteilung der Geschäfte im Inneren und kann damit auch die Innenmasse noch herausfinden. Groß schönrechnen muss man aber eh nicht, 70 auf 350 Meter kommt doch gut an die offizielle Flächenangabe heran.
fnööt
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