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Was Schausteller machen, wenn sie keine Schau haben
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JUK
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Aufsteiger Jens Uwe Kupka
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Deutschland . SH
 
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Link zum Beitrag #31831 Verfasst am Donnerstag, 19. Februar 2004 21:55
Themenersteller
Relax
Aus der Presse
Salzgitter Zeitung, 19. 02. 04

Was Schausteller machen, wenn sie keine Schau haben

Für Peter Vorlop aus Salder ist der Auto-Scooter noch längst nicht alles



Von Josef Jassan


SALDER. Im Sommer von Fest zu Fest und im Winter die Beine hoch – schön wär’s. "Nur von Mitte Oktober bis Mitte November lasse ich alle Viere gerade sein, den Rest des Jahres habe ich stramm zu tun", berichtet Peter Vorlop, größter Fahrgeschäftsbetreiber im Regierungsbezirk Braunschweig.

Was machen Schausteller, wenn sie keine Schau haben, fragte ihn die SZ gestern in seinem Wohnhaus in Salder, und der 56-Jährige legt los: "Die reine Betriebssaison mit Auto-Scooter, zwei Imbiss- und einem Ausschank-Wagen beginnt mit der Frühjahrsmesse im März in Braunschweig und endet nach der vierwöchigen Herbstpause mit dem Weihnachtsmarkt in Wolfsburg."

Feste organisieren

"Von Januar bis März organisiere ich in Eigenregie das große Schützenfest im Wolfsburger Allerpark, komplett von der Werbung bis zum Vertrag mit der Toilettenfrau", erzählt er. Das tut er im selben Zeitraum ferner für den Lebenstedter Ostermarkt, den Frühjahrsmarkt in Salzgitter-Bad, das Schützen- und Volksfest in Gebhardshagen sowie für zwei weitere Veranstaltungen in Helmstedt und Clausthal.

Zudem muss Vorlop umfangreiche Korrespondenz mit verschiedenen Behörden abwickeln und sich auf seine eigene Reisesaison vorbereiten. Das heißt: aufrüsten, reparieren, überholen, ergänzen. So seien allein für den Auto-Scooter jährlich zehn Fahrzeuge zur technischen Abnahme fällig, während der Scooter selbst alle zwei Jahre zur Hauptuntersuchung muss.

Schließlich besucht der 56-Jährige, er ist Mitglied im Schaustellerverband Braunschweig, die Generalversammlungen und Tagungen vieler örtlicher und überregionaler Vereine und Organisationen. Sollte er dann noch Muße finden, sammelt er Kunstwerke mit Kirmes-Charakter.

Das 1951 von seinem Vater Wilhelm gegründete Geschäft hat Peter Vorlop 1971 nach dessen Tod übernommen. Seitdem führt er es mit seiner Frau Christa nicht nur von Stadt zu Stadt, sondern auch durch Höhen und Tiefen. Vieles habe sich in den 53 Jahren geändert, sagt er. Gebe es inzwischen keine Probleme mehr mit dem Mangel an Hilfskräften ("Wir beschäftigen jetzt hauptsächlich polnische Saisonarbeiter."), hätten Straßenfeste, Flohmärkte und ähnliche Veranstaltungen den traditionellen Volksfesten Besucher und damit Kundschaft abgeworben.

"Da ist viel weggebrochen", stellt der Salderaner fest und fügt hinzu, dass sich seine Einsätze jetzt überwiegend auf wenige Großveranstaltungen und nicht mehr auf so viele kleinere Feste konzentrierten.

18 Jahre im Wohnwagen

Wegen der kürzeren Anfahrtswege entstünden weniger Transportkosten und er könne jeden Abend nach Hause kommen. "Bis 1990", berichtet er, "haben wir 18 Jahre die meiste Zeit im Wohnwagen gelebt." Dennoch gelte es, ein wachsames Auge auf wachsende Konkurrenz zu haben. Allerdings sei das Geschäft für Neueinsteiger ein hartes Brot, koste doch ein neuer Auto-Scooter komplett rund 800 000 Euro.

Dann serviert Christa Vorlop ihren legendären Kaffee, der drei Tage wach hält. Sie erzählt, dass Tochter Carola (29) Lehrerin ist und Sohn Lars (31) Elektroinstallateur lernt, weil er den Betrieb einmal übernehmen will. Und Vater Vorlop legt eine alte Schallplatte von Hot Chocolate auf :"So you win again".
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