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Glenwood Caverns Adventure Park in USA
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Pacific Pilgrimage 2015: Glenwood Caverns Adventure Park
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Lacront
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Mitglied Daniel

Schweiz . ZH
 
Avatar von Lacront
Link zum Beitrag #950075 Verfasst am Freitag, 26. Juni 2015 18:33
4 mal bearbeitet, zuletzt am 04.10.2015 17:27
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Zu Beginn dieses Berichts soll zunächst einmal der - Achtung, in dem Zusammenhang sehr treffsichere Wortwahl S - Cliffhanger des vorherigen aufgelöst werden: das Städtchen ist Glenwood Springs, vor allem bekannt als Abzweigungsort um nach Aspen zu gelangen und berühmt für seine Thermalquellen und Kureinrichtungen. Und auf dem Hausberg der Stadt befindet sich der Glenwood Caverns Adventure Park, Gegenstand des nunmehr folgenden Reviews. Nach umfassenden Sanierungsarbeiten und fast 80 Jahren Schliessung wurde das sich hier im Berg befindliche Höhlensystem Glenwood Caverns 1999 wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und seit 2003 werden kontinuierlich Freizeitattraktionen ergänzt. Darunter befinden sich unter anderem ein Alpine Coaster, das 2012 aus dem ehemaligen Celebration City herverpflanzte Hurricane-Coaster-Modell sowie der wohl bestplatzierteste S&S Giant Swing der Welt.


Nach erquickendem Schlaf in einem wunderbaren Quality Inn etwas westlich des Stadtkerns packte ich nach dem Frühstück meine Sachen zusammen, checkte aus und machte mich trotz nicht allzu rosiger Wetter- und Temperaturaussichten auf zum Ort des Geschehens, wo ich gegen 09.00 Uhr, der Öffnungszeit des Parks, auch ankam.


Das Auto muss man im Tal stehen lassen, die knapp 400 Meter Höhenunterschied zum Gipfel des Hausbergs werden per Gondelbahn im Dreierverbund bewältigt.


Daher wird auch hier unten bereits der Eintritt bezahlt. Mit 49$ ohne auffindbare Vergünstigungen war es eine der teureren Attraktionen auf diesem Trip, aber ich kann nur sagen, dass sich die auch lohnen, da man wirklich einiges geboten bekommt. Man kann auch Einzeltickets für die Fahrt mit der Gondelbahn, die Höhlenführungen sowie für die einzelnen Attraktionen kaufen - und guckt man sich diese Einzelpreise an, trifft man es mit dem Tages-Wristband ganz gut. Anfangs war ich nicht sicher, ob hier überhaupt Betrieb herrschte, aber die Gondelbahn schien zu laufen und bald gesellten sich eine Amish-Mom und ihre junge Tochter zu mir vor den Wartebereich. Chicago-Flashback! S

Kurz darauf besetzte eine junge Dame dann den Ticketschalter, so dass ich wenig später meinen Day Pass erwerben konnte. Sie war ganz begeistert darüber, dass ich mich im Vorfeld informiert und bereits zu Hause in der Schweiz einen hierzu notwendigen Ride Liability Waiver ausgedruckt und ausgefüllt hatte. Das ist kein Witz: bevor man unbeschränkten Zugang zu den Attraktionen oben auf dem Berg erhält, muss man ein Formular unterschreiben, das über die Risiken und Parkbesucherpflichten informiert. Erst gegen Unterschrift, dass man alles verstanden hat, gibt es dann Eintrittskarte und Wristband. Irgendwie wird mir wieder voll bewusst, dass ich mich in den USA befinde. S


Und schon wenig später sitze ich in einer der Gondeln und die Hochfahrt beginnt!




Trotz "Durch Glas"-Modus auf der Kamera sieht man noch einige an den Gondelscheiben klebende Regentropfen der Vornacht auf den Fotos. S


Irgendwann ist die Bergstation erreicht und ich steige aus, daraufhin steht man direkt auf dem Hauptplatz des Glenwood Caverns Adventure Parks. Wirkt irgendwie voll wie diverse Sommerrodelbahn- oder Alpine-Coaster-Destinationen in der Heimat. S Zunächst ziehe ich den Reissverschluss vom Pulli etwas zu - kühl hier oben! Sind ja immerhin knapp 2130 Meter über Meer. Daraufhin schnappe ich mir einen Parkplan, verstaue den Rucksack in einem zwei Quarters kostenden Einmal-Spind und mache mich zu einer ersten Erkundungstour auf.


Dieses eindrucksvolle Panorama geniesst man gegen Osten blickend.


Und dieses hier beim Blick nach Westen. Hier sieht man auch schon die erste Attraktion, die ich an dem Tag gefahren bin: den Alpine Coaster.


Beim Einsteigen wurde ich gefragt, ob ich schon einmal auf dem Teil war. Ich verneinte, merkte aber an, dass ich andere Alpine Coaster in Europa gefahren bin. Trotzdem gab es daraufhin eine gut zweiminütige Instruktion über sämtliche Aspekte der Bobs, der Strecke und des anschliessenden Lifts. Und bevor ich losdurfte, musste ich mit einem zu einer Kamera gerichteten "Daumen hoch" den Beweis liefern, auch wirklich alles verstanden zu haben. Klingt komisch, ist aber so. S Die Unterschrift auf dem Ride Liability Waiver hat hier offenbar noch nicht ausgereicht. Die Amis sind in der Beziehung echt ein eigenes Völkchen. S

Endlich war es mir erlaubt, die Bremse abzusenken und in die beachtlich lange und schön in den Westhang eingebettete Strecke zu rollen.

Dieses Video wird direkt von youtube.com abgespielt. onride.de übernimmt keine Haftung für die dargestellten Inhalte.

Hier erlaube ich mir zur aussagekräftigeren Beurteilung wieder die Einbettung eines Youtube-Videos. Denn ganz ehrlich: die 1030 Meter lange Strecke bietet einige schöne Serpentinen und eine ganze Vielzahl an Jumps - und das ist echt alles, was ich dazu schreiben kann. Ich bin kein richtiger Fan von Alpine Coastern und werde wohl auch nie einer werden - dazu ist mir die Sitzposition in den Bobs einfach zu seltsam und im Vergleich zu einer Sommerrodelbahn fehlen mir schlicht die schönen Schräglagen in den Kurven. Daher kann ich auch so rein gar nicht beurteilen, ob es sich hier um ein besonders tolles Exemplar oder nicht handelt - denn bei nur drei gesamthaft gefahrenen sind Vergleichswerte halt Mangelware. S Die grandiose Aussicht und der an diesem Morgen so richtig frische Fahrtwind machten jedenfalls Laune und auch der Lift war faszinierend, da man nach den ziemlich früh greifenden Bremsen den per Ampel angezeigten Abstand ganz ohne weitere Überwachung selbst mit der Bremse regulierte. Das hat mich nach dieser Instruktion am Start dann doch etwas überrascht, kann aber natürlich auch der frühen Ankunftszeit geschuldet sein. S






Hier geht es zu den Startpunkten der beiden Höhlentouren und auch zu ein paar anderen Attraktionen runter. Und da wartet schon etwas ganz Ausgefallenes. S


Hinunter also, direkt an den gähnend tiefen Abhang, zu der waghalsigen Attraktion, durch die ich ursprünglich überhaupt auf den Park aufmerksam geworden bin und die für mich persönlich neben den Höhlen auch irgendwie die Hauptattraktion darstellt: zum Giant Canyon Swing!




So ein S&S Giant Swing ist ja schon in freizeitparkiger Normalo-Bodenlage ein richtiger Hammer. Aber die Aufwertung, die so ein Ding erhält, wenn es unmittelbar an einen 400 Meter tiefen Abgrund gebaut ist...! S Kein Wunder hat das Teil durch diverse Adrenalintourismus-Reportagen weltweite Berühmtheit erlangt. Schon beim blossen Betrachten rutscht einem hier voll das Herz in die Hose. Daher fotografierte und beobachtete ich zunächst aus sicherer Distanz erst einmal die Premierenfahrten an diesem Tag. Es sass immer derselbe junge Mann drin und brüllte sich begeistert die Seele aus dem Leib. S


Bald musste ich dann den inneren Schweinehund überwinden und mich zur Station begeben. Der Ride-OP, der mich schon lange zögerlich um die Anlage hat rumschleichen sehen, meinte lachend "There's the man!" und platzierte mich sogleich auf der gegen Osten und damit gegen den Glenwood Canyon gerichteten Seite der Schaukel. Das Runtersinken in die mir schon von anderen S&S-Schaukeln her bekannte Sitzschale und das Wiedererkennen der wirklich minimalen Beckenbügelchen liess natürlich Erinnerungen an die jeweiligen anderen Fahrten aufkommen - und die waren luftig. Extrem luftig! Was 20-30 Meterchen über flachem Parkterrain ja schon ein Wahnsinnsthrill ist, wird bei dem Panorama sicherlich...?! Man kann den Schreckensgedanken gar nicht richtig zu Ende führen, da ist der Bügel auch schon fest eingerastet. Jetzt ists eh zu spät. S Der mit dem Rücken zu mir sitzende Dauerfahrer hiess mich ebenfalls willkommen, machte mir Mut und sagte, ich solle dann unbedingt auch die andere Seite ausprobieren, die ihm fast noch besser gefalle. Mit einer gewissen Skepsis überkicherte ich die jetzt so richtig aufkeimende Todesangst mit den Worten: "I can't promise anything. If I'll survive, sure, why not?" S


Ein zweites Kontrolldrücken, dann zieht sich der Operator zurück auf seinen Posten - und es geht los. Anlaufholen nach hinten, ein erster Schub nach vorn - und schon jetzt fliessen die Fahrtwindstränchen. Riesendruck nach vorn beim zweiten Schwungholen - und noch ein starker Vorwärtspush. Soweit so gut. Erst beim dritten Hochziehen wird einem wieder bewusst, dass diese Dinger ja über 90° ausschwingen - und den Schreien des Mitfahrers und dem gefühlten Gen-Bügel-Rutschen nach ist dieser Winkel nun erreicht. Um sich den schwindelerregenden Anblick auf die Stationsplatte und die Wege unter einem zu ersparen macht man unweigerlich was ganz Dummes: man blickt nach vorn - auf das kilometerweit reichende Panorama zum Glenwood Canyon!!! Und bevor man sich der Überwältigung überhaupt bewusst ist, schwingt die Schaukel mit der Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h volle Granate frontal darauf zu! S Menschliche Worte können diesen Adrenalinrush nicht richtig beschreiben - daher wohl kommt nur ein markerschütternder, trommelfellzerfleddernder und lungenstrapazierender Todesschrei dabei raus! S Wäre das rettende Ausschwingen auf 92° nicht, sieht man sich nämlich als wahrhaftiger menschlicher Felsball in einer Steinschleuder mit Volldampf in diese Szenerie rauskatapultiert - und hat dabei den sicheren Tod durch den hier ja nun wirklich sehr tiefen Fall vor Augen! Ein unglaublich angsteinflössender und visuell vollauf spektakulärer Irrsinn!!! S

Glücklicherweise wird man bald in den Sitz und die Lehne gepusht, wodurch man sich richtiggehend "aufgefangen" und wieder sicher fühlt. Der Blick wird nun rauf in die Wolken gelenkt - alles gut, ist ja nichts passiert. Aber ojemine - die Schaukel will wieder runterpendeln! Beine, Haare und Pullistränge fliegen in die Höhe und man wird von der Sitzlehne weg in den Bügel gehoben. In einem Affenzahn wandelt sich das Wolken- wieder zum rauschinduzierenden Schluchtenvista, das bei stetem Druck gegens Bügelchen immer kleiner wird - und nach hangtimelastigem Auspendeln wie zuvor beschrieben sogleich wieder grösser! Etwa sechsmal wiederholt sich das Ganze, aber ein "Lernprozess" will sich nicht einstellen - bei jedem einzelnen katapultartigen Schwungholen gegen die schaurig hohe Schlucht zu sieht man sich wie eine Kanonenkugel da reinfliegen! Und immer wenn man den befreienden Auspendelpunkt erreicht kann man gar nicht anders als mit aller Lungenkraft ein scherbatskyartiges, gleichsam schreckentherapierendes "Woooooo!!!!!!" von sich zu geben! Ich habe glaube ich noch nie auf irgendeiner Achterbahn oder Freizeitattraktion so genuin geschrien - die Brüllerei hallt wohl noch heute irgendwo in den Bergen Colorados nach! S

Und irgendwann - man glaubt es kaum - schwingt man nicht mehr so derbe aus, verliert stets ein bisschen Pendelkraft und schaukelt sich langsam aber sicher wieder in die Ausgangsposition zurück... Das Gefühl nach dieser Fahrt ist schlicht ausserirdisch. Ein veritabler Zustand der Wiedergeburt, ganz ähnlich wie nach den ersten Fahrten auf Top Thrill Dragster und Kingda Ka. Aber hier muss man sich eingestehen, dass man trillionenfach mehr Schiss um Leib und Seele hatte! S Und jetzt gibts nur noch eins: Seitenwechsel!

Ich komme vollkommen adrenalinvernebelt nun also doch noch dem vorab geäusserten und völlig geisteskranken Vorschlag nach, mich zum Brüllkumpanen auf die andere Seite der Schaukel zu setzen und mir tatsächlich noch ein zweites Mal die Bügel auf den Schoss drücken zu lassen. Nach dem vollständigen Einpendeln erkennt man dann bald einmal, dass es sich auf dieser Seite in der Tat andersrum verhält. Während das Vorwärtsrasen hier vergleichsweise harmlos ist, da man gegen die etwas höher liegende Bergstation schwingt, kriegt man beim Zurückpendeln den Schock des Jahrzehnts verpasst: urplötzlich wird man nämlich von einem eisig kalten Schaudern durchzischt, wenn man im 92°-Winkel in Flyer-Position hängend direkt den 400 Meter tiefen Abgrund unter sich hat!!! Komplett mit zierlichem Autobahnstreifchen, winzig kleinen Mini-Autos und dem jetzt tatsächlich wie ein Rinnsälchen wirkenden Colorado River!!! Ohne oberkörperzurückhaltende Westen/Schulterbügel, mit "Vornüberkullergefahr". Das ist einfach nur noch krank! S Auch hier wird man nach sechsmaligem Einnehmen dieser Fluglage nicht gescheiter: krampfhaft krallt man sich fest und mit aller Kraft stemmt man den Oberkörper in die Lehne zurück - aus purem Schiss, hier ja nicht runterfallen zu wollen! Um es mal von Bends und dem auf dem Hinflug geschauten Film inspiriert gänzlich synchrondeutsch auszudrücken: Jesses Maria und a Stückerl vom Joseph! S


Und weil so eine Attraktion in bewegten Bildern ja durchaus noch mehr Aussagekraft ausstrahlt, hier die meiner Meinung nach besten POV-Videos auf Youtube, wo die Kamera jeweils so ausgerichtet wurde, wie mein Blick während meinen Fahrten schweifte. S

Schluchtenseite:
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Abgrundseite:
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Man beachte hier unbedingt die Autobahn und den Fluss am linken Videorand ab dem dritten Ausschwingen. Und man bedenke, dass ich das doppelt so lange Fahrprogramm hatte! S




Abschliessend bleibt zu sagen, dass der Giant Canyon Swing die Mutprobe schlechthin dieser Ferien war. Nichts was danach noch kam hat mich solche Einsteigeüberwindung gekostet. Auf die Schnelle fällt mir auch keine Achterbahn ein, auf der ich so wie hier mit wirklich aller Lungenkraft gebrüllt habe und mich dermassen fest an den Bügeln festgeklammert hab, dass dem ansonsten aufs Kredo "no hands" bedachten Coaster-Enthusiasten die Etymologie des Begriffs "white knuckle" schlagartig wieder bewusst wurde. S Dieses Kribbeln! Dieser Wind! Diese völlig surrealen visuellen Eindrücke! Diese Bügelchen! Diese Höhe! Und dann die Kälte! Die gänsehautverursachende Fahrt in Kombination mit den hier oben natürlich etwas kühleren Bergtemperaturen an diesem Maitag bescheren einem einen veritablen Frost-Flash! S In jedem Falle absolut nichts für schwache Nerven und Höhenangst-Kandidaten! Das ist bei mir persönlich eh ein komisches Thema: die Intamin Gigas und Stratas kann ich problemlos fahren, dafür wird mir auf manchen Riesenrädern und Starflyern vertiginös und bammelig, dass es nicht mehr schön ist. Woran das genau liegt, vermag ich irgendwie nicht so recht zu beurteilen, aber man kann sich ja sicher auch vorstellen, dass ich mir von den Fahrten auf dem Canyon Swing definitiv eine 180°-Wende diesbezüglich verspreche - wenn mans irgendwann mal hier drauf geschafft hat, wird einen die Höhenangst so rasch wohl nicht mehr plagen! S

In jedem Falle ganz, ganz, ganz grosses Kino, eins der einfahrendsten Thrillerlebnisse meines Lebens, ein unvergleichlicher Rush und ein adrenalinschubreiches Irrsinnsabenteuer, das man so schnell nicht wieder vergessen dürfte! Smilie :25: - Dr. Weizenkeim - 2066585 Zugriffe Und zwar zu beiden Seiten! Mir persönlich wird die Schluchtenseite mit dem überwältigenden Schubpanorama zwar besser im Gedächtnis bleiben, aber ich kann auch die Faszination des hiesigen Mitfahrers für die Abgrund-Seite sehr gut nachvollziehen. Darüber hinaus bin ich froh, habe ich die Fahrten überhaupt machen können - etwa eine Stunde nach den meinen wurde die Anlage geschlossen und öffnete danach glaube ich den ganzen Tag nicht mehr. Auf dem obigen von der einen Höhlentour aus gemachten Foto sieht man daher auch nur den manuellen Testmodus.


Nach den Schaukelfahrten wackelte ich dann über ein paar Haarnadelkehren zum höchsten Punkt im Park hoch, wo auch schon das nächste Thrill-Leckerli wartete!


The coaster with a view - der aus Missouri herversetzte Cliffhanger! S




Augenscheinlich ein nicht übermässig zu Aus-den-Socken-hau-Potential fähiges Hurricane-Modell von S&MC. Doch es gilt im ganzen Park: Ist so ein Ding auf 2130 Metern Höhe über Meer und 400 Meter über der Talsohle platziert - Holla die Waldfee! S



Dieses Video wird direkt von youtube.com abgespielt. onride.de übernimmt keine Haftung für die dargestellten Inhalte.

Auch hier greife ich zur visualisierenden Untermalung gerne auf die Einbettung eines fachmännisch gemachten POVs zurück. S Ich ahne, dass man gerade hier unbedingt einmal in die Frontrow muss, um das volle Fahrerlebnis auszukosten - was auch überhaupt kein Problem war, da ich bei der ersten Fahrt zu ganzen sechs Fahrgästen gehörte und niemand sich nach vorn getraute. Zum Einsatz kommen Hydraulik-Einzelbügel und nach deren Kontrolle geht es auch schon los! Nach dem knapp 18 Meter hohen Lifthill sieht man sich erneut mit der atemberaubenden Aussicht auf den Glenwood Canyon konfrontiert - einfach wunderschön und eben auch wieder kribbelig, da man für eine Millisekunde annehmen könnte, der Zwölf-Personen-Zug stürzt da jetzt bis ganz runter! S Bald biegt man dann aber in einen verhältnismässig winzigen 180°-Kurvendrop und absolviert einen airtimereichen Bunnyhop, der einen nun mit der ebenso spektakulären Aussicht gegen Westen und dem Eindruck hier runterzusausen bekannt macht. Die nachfolgende, horseshoe-turn-artige Kurve lässt einen aber elegant hiervon abkehren und es folgt ein etwas grösserer Sturz ins Stützwerk hinab. Nach kurvigem Aufstieg in eine gerade Strecke, die wohl einmal eine Blockbremse war, folgt dann auch die rein layouttechnisch thrilligste Stelle der Bahn: eine extrem abschüssige Kurvenabfahrt, welche die Passagiere abrupt in die Tiefe schleudert und dabei einen granatenmässigen Airtime-Moment produziert! Lecker! S Hierauf folgen eine Aufwärtshelix, eine kurze Gerade und dann zwei sehr enge und druckreiche Abwärtsspiralen, die einen fest in den Sitz pressen, danach ist die lustige Fahrt auch schon zu Ende.




Im Fazit sieht man die Vorabeinschätzung dann bestätigt: rein layout- und dimensionenmässig ist dies eine totale Standardbahn, aber in dieser Höhenlage positioniert und mit dieser Aussicht wird sie sogleich auf ein neues Niveau gehievt! Vor allem die beiden Momente im oberen Streckenteil, wo man wahrhaftig fast den Eindruck kriegen könnte, jetzt komplett ins Tal runter zu rasen, sind einfach grandios! Das passiert aber nur bei diesem einen kurzen Abschnitt, danach ist man zu sehr von "schützenden" Stützen eingekesselt, um die Aussicht richtig wahrzunehmen. Wobei aber dieser zweite Part dank den druckreichen Kurven und Helices, speziell aber durch den steilen Kurvendrop wahrlich auch nicht ohne ist. S Für die meiste Airtime auf selbigem muss man dann natürlich noch in die letzte Reihe, was ich gleich nach der ersten Fahrt noch gemacht habe. Dort ist die Fall-Illusions-Aussicht ins Tal natürlich etwas entschärft, aber die Airtime auf dem Kurvensturz doch ein kleines bisschen schöner - und überraschenderweise ist hinten im Zug die Fahrdynamik auch etwas geschmeidiger, in der Frontrow gab es doch einige Male durchaus ausgeprägte Rappelmomente.


Als nächstes marschierte ich dann wieder hügelabwärts und gelangte zur nächsten höhenlagenausnutzenden Attraktion: zum Glenwood Canyon Flyer, der zwischen Achterbahn und S&S-Schaukel auch wieder direkt am Abhang aufgebaut ist.




Nach den anderen beiden Kandidaten dürfte dieses einfache Kettenkarussell ja nun ein Klacks sein, dachte ich mir und bestieg sogleich einen der Doppelsitze. Gesichert wird man hier mit einer gemeinsamen Bügelstange für beide Plätze und je einem individuellen Gurt, der zwischen den Beinen der Fahrgäste eingeklickt wird. Bald fing die Konstruktion dann an zu rotieren, so dass die Beladeplattform und das Sicherheitsnetz langsam aber sicher aus dem Blickfeld verschwanden. Tja... Wie war das noch gleich von wegen nach dem Giant Canyon Swing dürfte mich so leicht nichts mehr schocken? Pustekuchen! Irgendwann hat man nämlich eine solche Schräglage erreicht, dass man über gute drei Viertel des Rundkreises wieder nur mit der atemberaubenden Schluchtenansicht konfrontiert ist. In klassischen Kettenkarussell-Sesselchen sitzend. Kombiniert mit der konstanten Drehbewegung reicht das aus, um totales Schwindelgefühl auszulösen. Irgendwie sieht man den Berg auf der gegenüberliegenden Talseite bei jeder Runde nach rechts absinken, so taumelig und wirr ist einem alsbald! Hinzu kommen auch hier Fahrtwindstränchen und die chillige Bergluft - und schon hat man Höhenrausch Nr. 5 innert einer Stunde! S Was für ein abgefahrenes Ding! Die wie auf anderen Kettenkarussells auch hier auftretenden, "twistmässigen" Seitenbewegungen der Sessel lassen einem in dieser Höhe und bei dieser Sicht das Blut in den Adern gefrieren - der komplette Wahnsinn, was für ein Zugewinn die hiesige Lage für ein so simples Rundfahrgeschäft ist!

Auf der "Bergseite" gibt es darüber hinaus noch etliche Footchopper-Illusionen mit Baumstämmen und Büschen - und schon hat man Runde für Runde ein nervenauftreibendes und grenzwertig kitzliges Wechselspiel. Weltklasse! S Ebenfalls in Erinnerung bleiben wird mir die wohl zur Fahrt gezwungene Mutter, die neben ihrer jauchzenden Tochter immer wieder japste, wie ungesund, geisteskrank und anstrengend dieses Ding doch sei. Und auf eine Wiederholungsfahrts-Anfrage vom Ride-OP nur noch lachte, ob er denn jetzt völlig den Verstand verloren habe. S S S Verübeln kann mans ihr ja überhaupt nicht, aber ich hab sein Angebot dann trotzdem noch in Anspruch genommen, worauf im Stillstand bei der erneuten Bügelkontrolle dann auch das obige Foto entstanden ist. Schöne und windige Erinnerungen!








Nach kurzer Pinkelpause gesellte ich mich um 10.30 Uhr dann zur ersten Höhlenführung durch die King's Row dazu. Die beiden im Tagespass inkludierten Touren finden etwa jede Stunde statt, dauern je etwa 40 Minuten und sind auf 25 Teilnehmer begrenzt. Reservierungen waren an dem Tag aber eh nicht nötig und mit mir waren wir hier zu siebt. S




Nach kurzer Begrüssungsrunde und ebensolchem Marsch ins Erdinnere stand man dann auch schon im ersten grösseren Hohlraum, The Barn. Sofort umgibt einen dieser unnachahmlich erdige und felsige Steingeruch und auch die Temperatur bemerkt man: hier ist es das ganze Jahr über etwa 52°F, etwas mehr als 11°C kühl. Nun erzählte der junge Guide anschaulich und ausführlich etwas über die Entstehungs- und Entdeckungsgeschichte von diesem Tropfstein-Teil des noch weitaus komplexeren Höhlensystems. Für meinen Geschmack verwandte er dazu etwas viel Valleyspeak ("kinda like", "like totally" etc. - da hätte man ein gutes Trinkspiel draus machen können S), allerdings konnte er die komplizierten geologischen Vorgänge so auch wunderbar alltagsnah und mit guten Vergleichsbeispielen erklären.




Cave Bacon S


"Can anyone guess how we named this little fella over there?" Peinliches Schweigen. "We call him Oscar, 'cause he does look a little bit like an Academy Award, doesn't he?" Und alle so kichernd: "Oh yeah, he sure does." S S S


Fotos können gar nicht recht wiedergeben, wie faszinierend der Anblick der aberhunderten Stalaktiten hier unten ist. Teilweise sind sie so raffiniert beleuchtet, dass man sogar die klassischen von den Strohhalmen unterscheiden kann.


Daraufhin ging es einige glitschige Holztreppen abwärts, immer wieder mit kurzen Zwischenhalten auf etwas grösseren Tribünen.






Nach einer Luftschleuse ist dann exakt 147 Stufen tiefer das Schaufenster zur eigentlichen King's Row erreicht. Hier begibt man sich auf Stehtribünen und der Guide erklärt, dass er für effektvolles Präsentieren der einzelnen Säulen jetzt gerne kurz das Licht abschalten und dann sukzessive wieder anmachen will - und wir sollen jetzt alle die Augen schliessen, um uns die Umgewöhnung zu erleichtern. Sind alle Augen zu wird das Licht ausgeknipst und in völliger Finsternis macht sich der junge Bursche natürlich einen Spass daraus, eineinhalb Minuten lang gar nichts mehr zu sagen und zu tun, um den Eindruck zu erwecken, er habe uns hier zurück gelassen. S








Irgendwann wird das Licht an wichtigen Stellen zwischen den grössten Gesteinsformationen dann aber wieder angemacht und per Taschenlampe leuchtet der Guide die bemerkenswertesten unter ihnen aus. Wirklich ausgesprochen schön - einfach sensationell, was die Natur hier geschaffen hat. S


Mit nochmaligem Lichtausknipsen wird noch der fluoreszierende Effekt einiger Steine hier unten demonstriert, danach werden im Rahmen einer kurzen Beleuchtungs-Showsequenz einige der schönsten Gebilde noch verschiedenfarbig beleuchtet.


Und zum Schluss der Tour muss man die 147 Stufen dann wieder rauf. Wirklich eine tolle Führung durch eine wahrlich mystische, bizarre und zauberhafte Höhle!


Die zweite Tour durch die Fairy Caves sollte offiziell um 11.00 Uhr starten, aber der Guide ist wohl ganz leicht verspätet aufgetaucht, so dass ich und zwei andere, die auch auf der Tour durch die King's Row waren, gerade noch dazustossen durften. Aufgrund der hier etwas engeren Gänge mussten sich alle in einer Einerreihe aufstellen und sich ein bisschen kindergartenmässig laut von vorn nach hinten durchnummerieren. S Daraufhin wurde der Grösste in der Truppe, Sean, als Schlusslicht bestimmt und dann gings auch hier wieder hinein ins Erdreich!




Wie man sieht geht es hier etwas enger als bei der King's Row zu. Mit meinen 1.82 musste ich mich doch einige Male ducken. Der Guide war hier irgendwie späthippeartig drauf und meinte zu denen, die sich trotz aller Vorsicht doch den Kopf oder sonstwas gestossen haben: "It's good luck." S Überhaupt war der Typ allgemein extrem gesprächig und gut gelaunt - wohl weil er laut Eigenaussage in wenigen Stunden Vater werden könnte und uns, wenns soweit ist, hier ohne Skrupel zurücklassen würde, um ins Spital zu fahren. S Er quoll jedenfalls nur so über vor Anekdoten rund um diesen Teil der Höhle, seine Entstehungsgeschichte, die zufällige Entdeckung, die aufwändigen Arbeiten für die touristische Erschliessung, aber auch um seine Ausbildung zum Höhlenführer hier. Er bezeichnete sich auch als wandelndes Lexikon für alles rund um Defiance (ursprünglicher Name von Glenwood Springs), die heissen Quellen und die ganze Region hier - und nach dieser Tour hat man auch geglaubt, dass das nicht übertrieben ist. Selten habe ich irgendwo soviel Zusatzwissen bei einer touristischen Attraktion aufgegabelt wie hier.








Etwa in der Hälfte der Tour geht es dann raus aus der Höhle, auf einen Felsbalkon. Von hier sah man wie erwähnt auch, dass der Giant Swing immer noch Probleme hatte.


Ein paar Rafter unten im Colorado River haben wir auch entdeckt. S




Bald ging es dann wieder ins Höhleninnere...


...und nach einigen weiteren Stollenmetern war dann der Hauptraum erreicht. Hier soll man angeblich auch die Namensgebung der Höhle nachvollziehen können. Hebt man im richtigen Licht einen Zeigefinger vor die oben abgebildete Gesteinsformation sähe das Ganze aus wie Tinkerbell - daher Fairy Caves. S Daraufhin gab es auch hier nochmals eine Demonstration des fluoreszierenden Gesteins - und hierauf wurde die Tour nur mit einer Kerzenfackel im Dunkeln weitergeführt. Die Ehre diese anzuzünden bekam eine Frau namens Maureen, die an dem Tag Geburtstag hatte. Beim obligatorischen Ständchen der ganzen Gruppe wussten alle nicht so recht, ob man ihren Namen im Rahmen des Liedverses jetzt auf der ersten oder der zweiten Silbe betonen muss, was eine heitere Lachpause ergab. S Hierauf wurde es etwas langatmig, da der Guide noch einige Feen-Fabeln erzählte und die jüngsten in der Gruppe dazu zwingen wollte "I believe in fairies!" zu chanten, da nur so das Licht wieder anginge... Smilie :250: - Stef - 101061 Zugriffe S










Und nach einigen recht kulinarischen Vergleichsbildern wie Broccoli, Hochzeitskuchen und Kuheutern für die verschiedenen Gesteinsformationen war dann nach fast einer Stunde auch diese Tour zu Ende. Durch das anfängliche Zuspätkommen hatte der Guide wohl ein wenig überzogen und scheuchte uns dann geradezu heraus, da die nächste Gruppe schon bei den Eingangszelten wartete. Dieses war die rein landschaftlich etwas uninteressantere der beiden Höhlentouren, aber definitiv die spannendere und lehrreichere. Und mit der Balkon-Pause gibt es zudem ein nettes Verweilfeature, das tolle Fotos ermöglicht. Drum auch hier: top und sehr zu empfehlen! S

Nach der zweiten Höhlentour hatte ich die allerwichtigsten Sachen dann durch, so dass ich noch einen kleinen Fotorundgang an den Restattraktionen vorbei machte und mich aufgrund des zeitfressenden Zweitziels dieses Tages dann schon bald wieder per Gondelbahn ins Tal begab. Hier nun also die restlichen Bilder:


Peino-Kiddie-Count. S




Diese "zeitungsausgekleideten" Picknicktische gibt es überall im Park. S


Dixiklo-Armada? Nein, Irrgarten! S




Zwei Ziplining-Spuren hätte es auch noch gegeben.


Hier wird mir vorrangig im Kopf bleiben, wie beherzt und schwungvoll dieser junge Vater seinen kleinen Buben hier in den Sitz gehoben hat - und wie sich der Dreikäsehoch das begeistert gefallen liess, obwohl er kaum einen Meter gross war. There's a daredevil in the making! S






Mit letzten Blicken zu allen Seiten verabschiede ich mich allmählich vom Glenwood Caverns Adventure Park, hole beim angeblich einzigen 4D-Kino in ganz Colorado meine Sachen aus dem Spind und fahre per Gondel dann langsam wieder talwärts.






Der Glenwood Caverns Adventure Park war eine der ganz grossen Überraschungen der Reise! Obwohl ich vorab eigentlich nur ein paar Höhlen, die Todesschaukel und die Achterbahn erwartet hatte, wurde ich sehr rasch von der allgemeinen Einzigartigkeit des Geländes, dem sensationell schönen Setting auf dem Hausberg, der überall fantastischen Aussicht und ein paar richtigen Attraktions-Perlen einvernommen. Der Giant Swing wird mir noch ein Leben lang als absoluter Thrill-Endgegner im Gedächtnis bleiben, genauso wie die eigentlichen Standardbahnen Cliffhanger und Canyon Flyer, die durch die wirklich spezielle Lage einen unvergleichlich spannenden Zugewinn erfahren. Die beiden lehrreichen und eindrücklichen Höhlentouren rundeten den halben Tag ebenfalls prima ab - ich hätte aber problemlos auch den ganzen hier verbringen können. Wer auf schöne Natur und durch sie krass aufgewertete Thrillattraktionen steht, der wird an diesem Park kaum vorbeikommen. Absolut genial, wunderschön und ausserordentlich erlebnisreich - sehr zu empfehlen für alle die in der Gegend mal unterwegs sein werden!


Wieder im Tal steuerte ich den Fiat dann in Richtung des zweiten Tagesziels und damit wieder ein Stückchen östlich. Dieses Ziel soll an dieser Stelle jetzt etwas kürzer als der Park abgehandelt werden, aber dennoch dankend erwähnt sein, da der Tipp hierzu vom zwischenzeitlich ja auch in der Schweiz wohnenden Torsten (jezero) stammt und es sich ganz nebenbei bemerkt auch sehr lohnt, wenn man sich für die Schönheiten der Natur begeistern kann! S Die Rede ist von der Wanderung zum Hanging Lake, deren Ausgangspunkt knappe elf Kilometer östlich von Glenwood Springs liegt. Die Anfahrt wurde zu einer leichten Geduldsprobe, da wegen Belagsarbeiten auf der Interstate für volle 20 Minuten einfach auf beiden Spuren der Verkehr angehalten wurde und von meiner Position aus nicht ersichtlich war, weshalb hier alles stillsteht. Bald war dann endlich der Parkplatz an der Ausfahrt 125 erreicht, der übrigens nur von Westen her erreicht werden kann - fährt man von Denver her an ist ein laut Google Maps zehnminütiger U-Turn-Umweg bis zur Ausfahrt 121 nötig. Zu meinem Erstaunen war das Areal fast bis auf den letzten Platz besetzt - an einem Spätfrühlings-Werktag! Da will man sich gar nicht vorstellen, wie es hier zur Haupt-Wandersaison oder an Wochenenden aussieht.


Noch kurz in die Wanderschuhe geschlüpft und dann mache auch ich mich auf, einen der beliebtesten Hikes in ganz Colorado zu meistern! Zunächst führt der Weg etwa eine Viertelstunde lang als breite Uferpromenade dem Colorado River entlang. Die Aussicht auf die Schluchtenwände ist echt majestätisch und atemberaubend! S






Beim Mündungspunkt des Dead Horse Creeks trennt sich dann die Spreu vom Weizen und die Hündeler und Spazierer von den Wanderern: ab hier geht es über wüstesten Stock und Stein jetzt nur noch aufwärts - und nicht zu knapp. Bei lediglich 800 Metern Luftlinie Entfernung zum Ziel steigt der Pfad, wenn man dem überhaupt so sagen kann, nämlich stolze 325 Meter an. Der Trail ist zwar als schwierig klassifiziert, aber laut Tripadvisor und Konsorten wohl vor allem auch deshalb, um nicht noch mehr Touristen anzulocken - das enge Bachtobel bietet nicht übermässig viel Platz zum Kreuzen. Dieser Vermutung würde ich jetzt mal halbwegs zustimmen, da ich den Pfad zwar durchaus als anspruchsvoll, in gutem Schuhwerk aber problemlos zu bewältigen bezeichnen würde. Genau da hab ich mich wirklich wieder über die Amis gewundert - was man hier alles an den Füssen gesehen hat! Hallen-Turnschuhe mit Gummisohle, Ballerinas, Hello-Kitty-Sandalen und sogar ein Paar glänzende opahafte Loafers. Ich hab mir gedacht, das wird sich nach oben hin wohl etwas ausdünnen, da der vorgegebene Weg wirklich überhaupt nicht für sowas geeignet ist, aber denkste! Bis ganz nach oben zum Ziel und auf dem gesamten Rückweg hat man immer wieder Footwear-Kopfschüttel-Kandidaten erblickt. S








Die sich beim Aufstieg darbietende Szenerie ist einfach malerisch: der rauschende Bach, kleine Wasserfälle, dichter Laubwald, riesige Feldwände... Einfach schön! Zwar ist hie und da doch etwas Trittsicherheit auf dem oft nur aus einigen Felsbrocken bestehenden Pfad und auch gute Kondition gefragt - selbst bei angenehmen 20°C und Dauerschatten kommt man aufgrund der Feuchtigkeit und der Windstille ziemlich rasch ins Schwitzen, so kontinuierlich und steil steigt der Weg hier immer weiter an. Besonders im letzten Drittel wird es manchmal so steil, dass man sich an Ästen und Felsen festhalten muss - und durch ein paar glitschige, durch den Regen der Vornacht verursachte Matschstellen wird es auch nicht einfacher. S






Die Krönung des Ganzen ist dann eine extrem abschüssige und enge Felstreppe mit einem kurzen Leiterstück, wo das Kreuzen der Aufsteigenden mit einer wieder absteigenden Grossfamilie dann wirklich schwierig wurde - dank US-Toleranzlevel aber eh nur ein halbes Problem. S




Nach etwa 50 Minuten Daueraufstieg entschädigt der Anblick am Ziel dann aber wirklich für alles: geradezu märchenhaft wirkt der glasklare kleine See mit den sich da rein ergiessenden Kaskadenfällen dahinter. Ein unglaublich friedliches Fleckchen Erde, wunderschön und richtig magisch! Hier belohnen sich die meisten nun mit einem ausgiebigen Picknick für den schwierigen Aufstieg und kühlen sich in der angenehmen Wasserfallbrise ab - so auch ich. Hier kam zum ersten Mal so richtig entspanntes Ferien-Feeling auf - das hatte sich wirklich gelohnt.


Der Abstieg ging dann natürlich um einiges leichter vonstatten und dauerte etwa 40 Minuten. Ich hatte das Glück, ab der Hälfte ein junges Pärchen vor mir zu haben, das exakt in meinem Laufschritt-Tempo unterwegs war und sich immer schön für mich den Weg zwischen den Aufsteigenden mitbahnte. Prima! S Zurück im Tal und am Fluss wirkt die flache Promenade zurück zum Parkplatz dann richtig seltsam - irgendwie hat man immer noch den vorsichtigen Trittmodus des Abstiegs intus. S

Bei meinem treuen Fiat angekommen wechsle ich zurück in die Ledersneaker und auch das jetzt völlig durchgeschwitzte T-Shirt wird gegen ein frisches ausgetauscht, danach wird das Navi in Richtung Montrose in noch gut zweieinhalb Stunden Entfernung programmiert. Diese Etappe liess sich insgesamt betrachtet recht flüssig fahren, aber bei der knapp bemessenen Abzweigung auf den Highway 50 auf Höhe Grand Junction sorgte ein riesiger Truck für zähflüssigen Rückstau und danach führte der Highway noch ziemlich lange über eine ganze Vielzahl von Ampelkreuzungen. Bald wandelte sich dieser jedoch zu einer doppelspurigen Autobahn, die nur in den allergrössten Ortschaften wieder durch Ampeln unterbrochen war - und so konnte ich zügig zufahren und endlich mein heutiges Übernachtungsziel, die Econo Lodge in Montrose, erreichen.


Vor Ort dann eine sehr freudige Überraschung: ich hatte ein Zimmer mit Mikrowelle und Kühlschrank gebucht, was aber leider nicht mehr verfügbar war. Und daher wurde ich gratis auf eine ausgesprochen grosszügige Jacuzzi-Suite geupgradet! Nach kurzer Essensbeschaffung bei Sonic Drive-in und Walmart im Ort liess ich es mir natürlich nicht nehmen, hier reinzusteigen und mir Beine und Rücken umsprudeln zu lassen - nach der Wanderung genau das Richtige! S Dank WLAN konnte ich zudem noch eine Serienfolge streamen, den Daheimgebliebenen schreiben und das Tourtagebuch updaten - was für ein erinnerungswürdiger und kultiger Tagesabschluss!

Und damit war dieser erlebnisreiche Tag dann auch zu Ende! Die nächsten Berichte folgen dann im Tagesschau-Forum und handeln von meinen Erlebnissen am Black Canyon und den Nationalparks um Moab UT. Bis dahin: danke fürs Lesen! S
"Sometimes your shallowness is so thorough it's almost like depth."
Nordisc
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Aufsteiger

Deutschland . NW
 
Avatar von Nordisc
Link zum Beitrag #950078 Verfasst am Freitag, 26. Juni 2015 19:41 Relax
Du kannst was! Nämlich absolut geile Berichte schreiben! Danke, es macht Spaß zu lesen!
Bends
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Aufsteiger

Deutschland . NW
 
Avatar von Bends
Link zum Beitrag #950079 Verfasst am Freitag, 26. Juni 2015 19:57 Relax
Hammer!
DJSonic
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Manager Markus Kluth
Alsdorf
Deutschland . NW
 
Avatar von DJSonic
Link zum Beitrag #950089 Verfasst am Samstag, 27. Juni 2015 10:53 Relax
Großartig
The Knowledge
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Aufsteiger

Deutschland . NW
 
Avatar von The Knowledge
Link zum Beitrag #950092 Verfasst am Samstag, 27. Juni 2015 12:21 Relax
Bombenbericht! Los, der Nächste, bitte!
Hopa
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Aufsteiger
Idstein
Deutschland . HE
 
Avatar von Hopa
Link zum Beitrag #950121 Verfasst am Samstag, 27. Juni 2015 22:23 Relax
Atemberaubend! Du ziehst mich mit deinen Worten, den passend dazu ausgewählten Bildern und diesem "Lacront-Feeling" immer wieder in den Bann. Bei diesem Bericht mal wieder besonders. Danke!
Warwas
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Aufsteiger Daniel

Deutschland . NW
 
Avatar von Warwas
Link zum Beitrag #950155 Verfasst am Sonntag, 28. Juni 2015 22:58 Relax
Top!

Gruß
Daniel
Voschi
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Aufsteiger Andreas Vogel

Deutschland . BW
 
Avatar von Voschi
Link zum Beitrag #950207 Verfasst am Dienstag, 30. Juni 2015 07:48 Relax
Ich würde am liebsten sofort losfahren!
Vielen Dank für den fesselnden Bericht!
stilbruch
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Leiter Dirk Lather
Bad Homburg vor...
Deutschland . HE
 
Avatar von stilbruch
Link zum Beitrag #950220 Verfasst am Dienstag, 30. Juni 2015 14:23 Relax
Vor mir eine Portion leckere Schinkennudeln, recht Kaffee und dazu Deinen Bericht.

Danke, wr ne tolle und kurzweilige Mittagspause. Smilie :25: - Dr. Weizenkeim - 2066585 Zugriffe

liebe Grüße,
Dirk
Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, daß man sie ignoriert.
(Aldous Huxley, engl. Schriftsteller und Kritiker, 1894-1963)
Platz 3 der Top Bilder 2023razibo
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Onrider Rainer Ziesche
Bochum
Deutschland . NW
 
Avatar von razibo
Link zum Beitrag #950463 Verfasst am Freitag, 03. Juli 2015 20:11 Relax
WELTKLASSE!

Selten eine so tolle Ride-Beschreibung gelesen. Da bekommt man das Gefühl, selbst in der Gondel zu sitzen und die eigene Höhenangst zu bekämpfen...
stefanf
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Aufsteiger

Deutschland . NW
 
Avatar von stefanf
Link zum Beitrag #950469 Verfasst am Freitag, 03. Juli 2015 21:52 Relax
Vielen, vielen Dank für diesen lesenswerten Bericht und die ausdrucksvollen Bilder!

Gruß,
Stefan
DragonKhan
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Aufsteiger

Niederlande
 
Avatar von DragonKhan
Link zum Beitrag #950966 Verfasst am Sonntag, 12. Juli 2015 16:21
1 mal bearbeitet, zuletzt am 12.07.2015 16:24
Relax
Wieder ein schöner Bericht von einem Park welcher auch auf meiner to-do Liste steht. S

Ist die Gondelfahrt denn zwingen oder kann man auch einfach hochlaufen?
Und der Alpine Coaster sieht tatsächlich nach einem etwas besseren aus! Toll auch dass dieser noch nicht die nervigen Wirbelstrombremsen auf der ganzen Strecke hat. S

Lacront ...
Der Trail ist zwar als schwierig klassifiziert, aber laut Tripadvisor und Konsorten wohl vor allem auch deshalb, um nicht noch mehr Touristen anzulocken - das enge Bachtobel bietet nicht übermässig viel Platz zum Kreuzen. Dieser Vermutung würde ich jetzt mal halbwegs zustimmen, da ich den Pfad zwar durchaus als anspruchsvoll, in gutem Schuhwerk aber problemlos zu bewältigen bezeichnen würde. Genau da hab ich mich wirklich wieder über die Amis gewundert - was man hier alles an den Füssen gesehen hat! Hallen-Turnschuhe mit Gummisohle, Ballerinas, Hello-Kitty-Sandalen und sogar ein Paar glänzende opahafte Loafers. Ich hab mir gedacht, das wird sich nach oben hin wohl etwas ausdünnen, da der vorgegebene Weg wirklich überhaupt nicht für sowas geeignet ist, aber denkste! Bis ganz nach oben zum Ziel und auf dem gesamten Rückweg hat man immer wieder Footwear-Kopfschüttel-Kandidaten erblickt. S

Normal in den USA. Gerade in den populären Touri Gegenden sind die "schwierigen" Wanderwege ein Witz. Erst Recht für Schweizer wie uns. Wenn man dann aber sieht wie ideal "vorbereitet" die meisten Amis sind versteht man diese "Warnungen". Smilie :256: - Diddi - 907872 Zugriffe
Behalte diesen "Hanging Lake" mal in Erinnerung. Mit unter einer Stunde Aufstieg ja ein gemütlicher Abstecher. Ideal nach dem Park wohl. S
The only difference between genius and insanity is success!
Gruß, DragonKhan
Neuester Bericht: 30.06.15. - The Great Coaster Tour of China! (ECC 2013)
Lacront
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Mitglied Daniel

Schweiz . ZH
 
Avatar von Lacront
Link zum Beitrag #950976 Smartphone verfasst am Sonntag, 12. Juli 2015 17:11
Themenersteller
1 gefällt das Relax
Es gibt auf jeden Fall eine den Berg hochführende Strasse von Glenwood Springs aus - irgendwo auf der Website heisst es nämlich, dass die Berg- und Talfahrten bei schlechter Witterung per Bus erfolgen. Prinzipiell könnte man diese Strasse sicher hochlaufen, aber ob dies erlaubt/erwünscht/geduldet ist entzieht sich meiner Kenntnis. S

Das Schwierige am Hanging Lake Trail war v.a. der stete Anstieg und die schweisstreibende Feuchte in dem Tobel - rein wegtechnisch kennt man als Schweizer noch ganz anderes, da hast du wohl recht, aber auch meistens zu helvetischen Temperaturen und Luftfeuchte. S Und in jedem Falle auch mitnehmen, wenns geht - der kleine See entschädigt für alles. S
DragonKhan
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Aufsteiger

Niederlande
 
Avatar von DragonKhan
Link zum Beitrag #950983 Verfasst am Sonntag, 12. Juli 2015 17:53
1 mal bearbeitet, zuletzt am 12.07.2015 17:54
Relax
Ich bin da eher froh drum weil ich hoffe es hält so manchen Touri auf. Ich selber hab mit Luftfeuchtigkeit kein Problem, erst Recht seit China 2013. S

Und Strasse hochlaufen zu den Glenwood Caverns muss nicht sein. Schade dann dass es da keinen Pfad gibt ...
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Gruß, DragonKhan
Neuester Bericht: 30.06.15. - The Great Coaster Tour of China! (ECC 2013)
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