Mitglied wählen
Freunde
Suche
Der Geisterpark
Autor Nachricht
JUK
nach oben
Aufsteiger Jens Uwe Kupka
Lensahn
Deutschland . SH
 
Avatar von JUK
Link zum Beitrag #78316 Verfasst am Donnerstag, 12. August 2004 15:57
Themenersteller
Relax
Zitat Berliner Zeitung, 12. 08. 04

Der Geisterpark
Seit drei Jahren ist der Spreepark im Plänterwald zu. Ob Tivoli dort wirklich investiert, ist ungewiss
Karin Schmidl

An dem schwarzen Lenkrad hat schon lange niemand mehr gedreht. Ein feines Spinnennetz spannt sich von ihm quer durch die kleine Feuerwehr auf dem Kinderkarussell Brummel. Verlassen sind auch die Holzpferdchen vom benachbarten Kentucky-Ride, deren schwarze Ledersättel sich bald völlig auflösen werden. Wo bis vor drei Jahren noch kräftig gekurbelt, gebimmelt und galoppiert wurde, herrscht gespenstische Stille.

So wie bei Brummel und dem Pferdeparcours ist es überall im Spreepark, dem 21 Hektar großen Vergnügungspark im Plänterwald. Außer dem Quaken von Fröschen, die durch den stinkenden Tümpel hüpfen, der einmal eine spritzige Wildwasserbahn war, ist kaum ein Geräusch zu hören. Brennnessel, Schafgarbe und Meldekraut wuchern zwischen Karussellresten.

Seit Ende 2001 ist der Spreepark geschlossen. Der damalige Betreiber Norbert Witte setzte sich wenig später mit einigen Fahrgeschäften nach Peru ab. Seitdem sucht das Land Berlin, dem die Fläche gehört, einen Investor für den Vergnügungspark. Drei Interessenten gibt es. Doch verhandelt wird nur noch mit einem - mit Tivoli aus Kopenhagen. Doch ob aus dem Geschäft mit dem dänischen Unternehmen wirklich etwas wird, ist fraglich.

Noch keine Entscheidung

"Eine Entscheidung für oder gegen Berlin ist überhaupt noch nicht gefallen", sagt Tivoli-Sprecherin Stine Lolk. Das werde der Aufsichtsrat tun, laut Lolk "möglicherweise noch in diesem Jahr." Bisherige Wortmeldungen aus Kopenhagen hatten da forscher geklungen: Mads Vacy Kragh, der Vizepräsident der Unternehmenssparte Tivoli International, hatte bis vor kurzem von Verhandlungen geredet, die kurz vor dem Abschluss stünden. Offen sprach er auch davon, dass Tivoli das Geschäft nur mit Hilfe finanzkräftiger Partner machen könne. Doch der Tivoli-Manager hatte wohl zu früh zu viel versprochen - ihm wurde vom Unternehmen ein Maulkorb verpasst. Dafür bestätigte die offizielle Sprecherin Stine Lolk den Bericht einer dänischen Wirtschaftszeitung, wonach das Unternehmen seinen Kurs, Tivoli-Parks in aller Welt zu entwickeln, geändert habe. Ein Tivoli außerhalb Kopenhagens gibt es bislang nur im japanischen Osaka. "Wegen der weltweit schwierigen Wirtschaftslage haben wir das globale Engagement herunter gefahren", so Lolk.

Man sei dazu übergegangen, Partner beim Aufbau von Vergnügungsparks zu beraten. Kunden gebe es in Italien, Ägypten, Südkorea und auf Mallorca. Nach dem Franchise-Prinzip wie etwa bei McDonalds werden dabei der Name und ein passender Masterplan verkauft, für den Geschäftserfolg ist dann ein Betreiber zuständig. Einen Masterplan für den Berliner Park hat man bei Tivoli noch nicht. "Der kommt erst, wenn klar ist, dass sich das Geschäft für uns lohnt", so Lolk. Wichtige Fragen seien noch ungeklärt. Etwa, wer für die Beseitigung einer eventuellen Bodenkontamination aufkommt. Nach Wittes Abgang wurden im Park Tonnen mit Altöl und Pflanzengifte entdeckt. Strittig ist auch die Zahl der Parkplätze für den Park, der vom Landschaftsschutzgebiet Plänterwald umgeben ist. Maximal 900 Stellplätze soll es geben, Tivoli möchte doppelt so viele. Auch beim Kaufpreis pokert man noch. Nach Information der Berliner Zeitung haben sich Gläubigerbank und Tivoli bei etwa fünf Millionen Euro angenähert. Das Geld erhielte ausschließlich die Bank, die rund 140 weiteren Gläubiger gingen leer aus. Wie der Kaufpreis und das Geld für die Park-Investitionen aufgebracht werden sollen, ist auch offen.

In Berlin setzt man weiter auf die Dänen. Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD): "Ich würde mich freuen, wenn sich Tivoli in Berlin engagiert." Sogar der Flächennutzungsplan wurde geändert: Das Areal für den Vergnügungspark wurde zu Lasten des Landschaftsschutzes an zwei Stellen vergrößert, so dass mehr jetzt Bauten möglich sind. Demnächst soll es wieder Verhandlungen zwischen Tivoli und Insolvenzverwalter geben. Bis zu einer Entscheidung können die Spinnen im Park wohl noch viele Netze an die Karussells zaubern.


Ebenfalls Berliner Zeitung vom 12. 08. 04

Tivoli oder Western?

Der Vergnügungspark wurde im Jahr 1969 als Kulturpark Berlin eröffnet. 1989, zum 40. DDR-Jubiläum, kam das 45 Meter hohe Riesenrad hinzu. Der Park liegt im Norden des 110 Hektar großen Plänterwaldes an der Spree.

Nach dem Mauerfall wurde der Kulturpark privatisiert. Berlin entschied sich 1991 für die Spreepark GmbH des Schaustellers Norbert Witte. Anfang 2002 setzte sich Witte nach Peru ab, seine Firma war pleite.

Die Schulden belaufen sich auf insgesamt 15 Millionen Euro, das landeseigene Grundstück ist mit rund zehn Millionen Euro belastet.

Vier Interessenten gibt es: Neben Tivoli sind das der Besitzer des Westerndorfes im Spreepark, die französische Firma Grévin et Compagnie und die englische Prime Resorts Limited.


Und zum Abschluss noch einen Kommentar aus der heutigen Berliner Zeitung...

Zu früh gefreut?

Karin Schmidl

Wir wollen den Namen Tivoli nach Berlin holen, so heißt es seit langem im Senat. Auch nach dem Abgang von Supersenator Strieder, der die Parole ausgegeben hatte, möchte man sich gern mit einer internationalen Marke schmücken. Unbedingt und um (fast) jeden Preis. Um es dem Interessenten schmackhaft zu machen, wird sogar möglich, was bislang unmöglich schien: 900 Parkplätze oder mehr im Wald und eine breite Zufahrtsstraße durchs Landschaftsschutzgebiet, dazu noch mehr Bauten für noch mehr Vergnügen.

Doch was macht Tivoli? Anstatt dankbar zuzugreifen, ziert man sich dort jetzt auf einmal. Man wisse noch gar nicht, ob Berlin überhaupt eine Möglichkeit ist, heißt es. Vielleicht nicht, wenn sich nämlich herausstelle, dass sich das Geschäft nicht lohne. Es wird gerechnet in Kopenhagen. Wird auch in Berlin gerechnet? Vielleicht hat man das ja vor lauter Freude über das Interesse der Dänen vergessen. Vielleicht hat man sich auch einfach zu früh gefreut. Zu sehr vertraut auf die viel beschworene Magnetwirkung der Stadt. Deshalb steht Berlin möglicherweise bald vor einem Dilemma: Tivoli, das noch gar keinen Masterplan und noch keine Finanzierung für den Spreepark hat, ist nämlich der einzige Verhandlungpartner. Zwei Investoren, die mit Konzepten und einem Finanzplan mehrmals vorstellig wurden, wurden wieder ausgeladen. Verprellt, weil man eben eine Marke wollte. Was wird, wenn die Tivoli-Manager jetzt ausrechnen, dass sich das Geschäft für sie gar nicht lohnt?

Schon einmal hat Berlin beim Thema Spreepark einen Fehler gemacht. 1991, als man sich für die Firma des erfolglosen Schaustellers Norbert Witte entschied. Damals wurde der Grundstein für die jetzige Misere gelegt. Eben weil die Spreepark-Pleite eine Pleite Berlins ist, sollten die Verantwortlichen jetzt endlich anfangen zu rechnen. Und die verschmähten Alternativen ernsthaft prüfen.
Eni
nach oben
Aufsteiger

Deutschland . BE
 
Avatar von Eni
Link zum Beitrag #78463 Verfasst am Donnerstag, 12. August 2004 23:21 Relax
Wie heisst es so schön S
Abwarten und Tee trinken S

Nur nicht verrückt machen lassen das wird schon wieder.
Es wird auch wieder eines Tages in meiner Stadt einen
superschönen Freizeitpark geben davon bin ich überzeugt!
Okay das Grundstück ist nicht gerade gross und die Parkplätze
Mangelware aber für einen mittelmäßigen Park müsste es reichen!

by Eni
Nächster neuer Beitrag in diesem Forum Nächster neuer Beitrag