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Disney-Chef Eisner kündigt Rückzug für 2006 an
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JUK
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Aufsteiger Jens Uwe Kupka
Lensahn
Deutschland . SH
 
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Link zum Beitrag #87835 Verfasst am Freitag, 10. September 2004 20:26
Themenersteller
Relax
Zitat Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11. September 2004

Disney-Chef Eisner kündigt Rückzug für 2006 an

Michael Eisner, der seit zwanzig Jahren amtierende Vorstandschef (CEO) des Unterhaltungs- und Medienkonzerns Walt Disney, will diesen Posten in zwei Jahren aufgeben. "Ich plane als Chief Executive Officer des Unternehmens mit Ablauf meines Vertrages am 30. September 2006 auszuscheiden", schrieb Eisner in einem Brief an den Verwaltungsrat von Walt Disney. Eisner wies in einem Interview mit dem "Wall Street Journal" allerdings Spekulationen zurück, daß diese Entscheidung etwas mit den jüngsten Kontroversen um seine Person zu tun hätte.


„Ich will das Unternehmen für die Zukunft ausrichten", sagte Eisner, der den Verwaltungsrat bei der Suche nach einem Nachfolger unterstützen will. Eisner hatte nach einem schwachen Wahlergebnis auf der jüngsten Hauptversammlung seinen Posten als Verwaltungsratsvorsitzender (Chairman) niedergelegt. Er behielt aber den CEO-Posten, der nicht zur Disposition stand. Zwei ehemalige Verwaltungsräte, darunter Roy Disney, der Neffe des Unternehmensgründers Walt Disney, führen seit vergangenem Jahr eine Kampagne gegen Eisner sowie gegen Mitglieder des Verwaltungsrats, denen sie mangelnde Unabhängigkeit vorwerfen.

Kritik am Führungsstil

Die Kritik entzündete sich an den vermeintlich schwachen Leistungen und dem Führungsstil von Eisner. Das Unternehmen hatte in den vergangenen Jahren unter den Schwächen seines Fernsehsenders ABC, der Zeichentricksparte sowie der Freizeitparks gelitten. Zudem warf Roy Disney Eisner vor, bisher eine klare Nachfolgeregelung abgelehnt zu haben. Vor dem Hintergrund dieser Auseinandersetzungen hatte der größte amerikanische Kabelkonzern Comcast im Februar dieses Jahres ein feindliches Übernahmeangebot für Disney vorgelegt. Comcast zog das Angebot Ende April aber wieder zurück, nachdem klar wurde, daß die Offerte auf wenig Gegenliebe stieß.

Eisner, der seine Gegner bei zahlreichen Machtkämpfen immer geschickt ausgeschaltet hatte, konnte diese beiden Angriffe auch parieren, weil sich die geschäftliche Lage von Disney wieder gebessert hat. Disney erwartet für das Ende September zu Ende gehende Geschäftsjahr 2004 ein Gewinnwachstum um 50 Prozent. Die Besucherzahlen in den Freizeitparks wie Disneyworld oder Disneyland, die seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 zurückgegangen waren, haben sich wieder etwas erholt. Zudem half der Erfolg von Filmen wie "Finding Nemo" den DVD-Umsätzen. Im Fernsehbereich haben Kabelsender wie der Sportkanal ESPN zur Gewinnsteigerung beigetragen.

Suche nach einem Nachfolger beginnt

Die Suche nach einem Nachfolger für Eisner wird von ehemaligen Senator George Mitchell geleitet werden, der nach Eisners Aufgabe zögernd die Rolle des Chairman von Disney übernommen hatte. Als Kandidaten gelten der derzeitige zweite Mann bei Disney, Präsident Robert Iger, sowie ehemalige Disney-Manager, die zur Zeit andere Unternehmen führen. Dazu zählen die Vorstandschefin des Online-Auktionshauses Ebay, Meg Whitman, sowie der CEO des Bekleidungsherstellers Gap, Paul Pressler. Weitere Spekulationen richten sich auf den für das Tagesgeschäft der News Corp. zuständigen Peter Chernin. Die News Corp. ist der Konzern des australischen Medienmoguls Rupert Murdoch. Jeff Bewkes, der Chef der Unterhaltungssparte des Medienkonzern Time Warner wird ebenfalls als möglicher Nachfolger gehandelt. Auch der Medienmanager Mel Karmazin wird in der Branche als Kandidat gehandelt. Karmazin, der lange als Kronprinz beim Disney-Konkurrenten Viacom galt, hatte diesen Konzern im Juni überraschend verlassen.

Der angekündigte Abtritt des 62 Jahre alten Eisner dürfte es für seine Kritiker jetzt schwer machen, ihn noch vor Ablauf seines Vertrages aus dem Konzern zu drängen. Möglicherweise hat Eisner damit den letzten Machtkampf überlebt. Aber das Geschäft von Disney ist weiter verwundbar. Die jüngsten Filmproduktionen wie "The Alamo" waren Flops, was die Umsätze mit Video und DVD belasten könnte. Die Zeichentricksparte befindet sich gerade in einer Transformationsphase und will zukünftig ebenfalls ausschließlich am Computer hergestellte Filme anbieten, wie sie etwa vom Zeichentrickstudio Pixar produziert werden. Pixar hatte Anfang des Jahres die lukrative Zusammenarbeit mit Disney bei Finanzierung und Vertrieb beendet. Bei den Freizeitparks ist die Zahl ausländischer Besucher noch nicht wieder auf das Niveau vor den Anschlägen zurückgeklettert und auch das Interesse der amerikanischen Touristen hängt von den jeweiligen Terrorwarnungen ab. Für Eisner persönlich scheint das allerdings kein Problem zu sein. Denn er informierte in seinem Brief den Verwaltungsrat bereits über seine Pläne nach der Aufgabe des CEO-Postens. "Ich gehe nach Disneyland", schrieb Eisner.


Text: nks., Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11. September 2004
Bildmaterial: AFP
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