Am Tag nach dem Half Dome Hike war nicht nur unser Zimmer getrashed, sondern auch wir. Der grausame Moment des Erwachens wurde nur durch die kurz darauf festgestellte Nutzlosigkeit der Beine überstrahlt. Für den Weg ins Bad hätten wir eigentlich einen Rollator benötigt und der planmäßige Verlauf des heutigen Tages war auf Grund der über Nacht erworbenen Behinderungen und Immobilität stark gefährdet. Aber all das Jammern und Lamentieren nutzte nichts. Blasen wurden aufgestochen, die Füße wurden getaped und der vielleicht schlimmste Muskelkater unseres Lebens wurde aufs männlichste erduldet.
Auf nach Frisco! Dort wartete mit der Alcatraz Night Tour der einzige Programmpunkt des Tages, sodass wir uns mit der Fahrt Zeit lassen und den gestrigen Anstrengungen dank eines stressfreien Tages in aller Ruhe Rechnung tragen konnten. Nachdem wir nachmittags in San Francisco angekommen waren und unseren Chevy in möglichst fußgängerfreundlicher Distanz zum Ablegedock der Alcatraz-Fähre geparkt haben, machten wir unerwartete Bekanntschaft mit dem örtlichen Klima. Es war schweinekalt! Strahlender Sonnenschein paarte sich mit oktoberlichen Temperaturen. Welcome to San Francisco. Das war sicherlich das Letzte womit wir an der Westküste gerechnet haben. Wenn man aber bedenkt, dass die Stadt auf Grund ihrer geografischen Lage an der Pazifikküste den von Norden kommenden kalten Luftmassen ausgesetzt ist, hätten wir zumindest damit rechnen müssen und uns die mit Gehen verbundene Suche nach einem wärmenden Hoodie inklusive San Francisco Schriftzug am benachbarten Pier 39 sparen können.
Dass mir dieser Hoodie im Verlauf des Abends noch das Leben retten sollte, konnte zu diesem Zeitpunkt aber noch keiner ahnen. Ohne ihn wäre ich spätestens auf der Überfahrt zur Gefängnisinsel bitterlichst erfroren und The Rock wäre um eine Geschichte reicher gewesen. Das Gute und für uns Ausschlaggebende der Night Tour ist, dass man bei der letzten Tour des Tages am Abend, wenn es bereits dunkel geworden ist, keine vorherigen Touristengruppen mehr antrifft. Das wirkt sich besonders während der letzten Stunde, wenn man das Areal rund ums Zellenhaus auf eigene Faust erkunden kann, sehr positiv aus. Vorausgesetzt man steht auf nächtlich-schummrige Atmosphären auf einer ehemals von Mördern und Schwerverbrechern bewohnten Insel. Das ist vermutlich der einzige Weg den wahren Geist von Alcatraz auf sich wirken zu lassen und sich der historischen und legendenreichen Vergangenheit von The Rock bewusst zu werden. Durch die Zellenhausführung, die die vielen Besucher mit Audioguide und Ranger durch das Herzstück der Insel begleitet ist dies schlichtweg unmöglich. Sie bietet aber eine wirklich sehr detaillierte und informative Preshow wenn man so will. Dabei hat man sowohl Einblick in begehbare Zellen sowie die Möglichkeit die Funktionsweise der Zellentürmechanik zu erleben. Klingt zunächst nicht sonderlich aufregend. Bedenkt man aber, dass dieses monotone kalte Geräusch den gesamten Tagesablauf eines Häftlings geregelt und bestimmt hat - und das über Jahre hinweg - eröffnet sich einem eine ganz andere Perspektive. Eine Perspektive die selbst den fettesten der fetten Amerikanern nicht vorenthalten bleibt. Diese werden nämlich mit eigens dafür verwendeten Buggies den Hügel von der Anlegestelle zum Zellenhaus hinauftransportiert. Menschen wie uns, verkannte Helden die über den höchsten Gipfel des Yosemite Nationalparks triumphierten und nun eigentlich im Rollstuhl sitzen müssten, wurde dieses mindeste aller Entgegenkommen jedoch versagt.
Wir bemühten uns der Putzfrau diesmal so wenig Umstände wie möglich zu machen.
Mittagessen: Memphis Steakburger beim Kalle.
Unbekannte Landschaften.
Muscle Car.
Nice Rims.
(Noch) nicht die Golden Gate Bridge.
Half Dome Restevernichtung.
Blick vom Pier 39 auf Alcatraz und einen Touristen.
Hattet Ihr Euch eigentlich den National Park Pass (oder wie der auch immer jetzt heissen mag) besorgt? Falls ja, habt Ihr versucht, den auch bei Alcatraz anzuwenden? Alcatraz unterliegt ja auch dem NPS, allerdings hatte ich meinen Pass beim letzten Mal nicht dabei.
Nein, wir hatten keinen Pass. Ich wusste ehrlich gesagt gar nicht, dass es so einen gibt. Was kostet der denn und welche Nationalparks sind darin enthalten?
Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass er bei Alcatraz funktioniert. Bei den richtigen Nationalparks bezahlt man in der Regel ca. 20$ pro Auto und hat dann eine Woche lang Zutritt. Alcatraz hingegen ist ja ein völlig anderes Erlebnis und der Preis ergibt sich natürlich auch durch die Fahrt mit der Fähre, die nicht vom NPS betrieben wird.
Der Pass kostet 80 US$, bietet 12 Monate plus angebrochenen Monat unbeschränkten und freien Zugang in alle National Parks und National Monuments und gilt für alle Insassen des Fahrzeuges.
Ich gehe auch mal davon aus, dass Alcatraz nicht included ist (eben wegen der Fähre), aber genau wüsste ich es trotzdem gern. Der Gateway Arch zB war mit dem Pass for free zu erfahren, auch wenn dieser natürlich wesentlich günstiger ist als The Rock.
Da lese ich eure Berichte andauernd mit viel Freude, finde es beeindruckend wie gut ihr euch in der Gegend auskennt und die Reise geplant habt, und kriege dann fast einen Schock dass ihr von dem Pass nichts gewusst habt! Ernsthaft Leute? Der steht doch auf jedem Preisschild der Nationalparks drauf und wird von den Rangern an allen Ecken beworben!
Wir hatten ihn, und er lohnt sich ja offensichtlich sehr schnell. 4+ Nationalparks hat man an der Westcoast schnell besucht (Wir waren in 8 ). Von den ganzen anderen Attraktionen wie National Monuments mal ganz abgesehen.
Toll ist auch dass der Pass auf eine andere Person übertragbar ist! Mit anderen Worten: Wer noch vor September 2013 vor hat einen oder mehrere Nationalparks zu besuchen sollte mich mal anschreiben.
Und nein, Alcatraz ist dabei nicht inklusive. Grund ist die Fähre bei der der Eintritt auf der Insel schon dabei ist. Genau wie auch zum Beispiel beim Channel Islands National Park.
Ich hasse eure Berichte! Jedesmal das gleiche, ich bekomme Fernweh, werde depressiv und würde am liebsten sofort nächsten Urlaub planen. Außerdem will ich jetzt wieder an die Westküste, obwohl anderes geplant. Danke! grrrr
Hm, so krass will ich es nicht ausdrücken, ich frage mich aber schon jedesmal ein wenig, was ich eigentlich mit meinem Leben anfange verglichen mit all euren Abenteuern.
In memory of Space Mountain - De la terre à la lune - RIP 1/16/2005
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