Slickrock Bike Trail
Wer in seiner Garage nicht nur Pferdestärken, sondern auch ein Mountainbike aufbewahrt und dieses regelmäßig nutzt, wird bei den Worten "Slickrock" und "Bike Trail" definitiv weite Augen und vielleicht sogar ein feuchtes Höschen bekommen. Während nämlich viele behaupten, dass Moab die Wiege des Mountainbikens und besagter Rundkurs die Mutter aller Trails seien, so kommt dem Städtchen in Utah auf der anderen Seite des Atlantiks in puncto Radsport mindestens dieselbe Bedeutung zu wie dem Gardasee auf unserer Seite. Das liegt aber nicht etwa daran weil sich beide Reviere ähnlich sind, sondern weil sie sich völlig voneinander unterscheiden. Während der
Slickrock Bike Trail als kontinental übergreifendes Aushängeschild dient, reihen sich dahinter noch eine Vielzahl weiterer weltbekannter Trails, wie
Poison Spider,
Mag 7 oder
Porcupine Rim an, um nur wenige zu nennen.
Das, was die Biketrails in Moab, speziell Slickrock, ausmacht, versteht man eigentlich erst dann so richtig wenn man den circa 16 Kilometer langen Kurs hinter sich gebracht hat. Man wird schnell feststellen, dass das hier rein gar nichts mit alpinem Mountainbiken zu tun hat und das meiste, das man aus dem Allgäu, Trentino oder Tirol kennt, in der
Sandflats Recreation Area hinter Moab nicht viel wert ist. Während sich die meisten europäischen Touren über Höhenmeter und die darauffolgende Downhill-Belohnung definieren, folgt die Route in Utah einem völlig anderen Prinzip. Einem Prinzip, an das man sich noch nicht einmal dann gewöhnt hat, wenn die Tour eigentlich schon vorbei ist. Steigungen und Abfahrten halten sich nicht nur die Waage, sondern folgen im minütlichen Wechsel von Auf und Ab aufeinander. Das klingt in der Theorie zwar zunächst komfortabler als sich erst stundenlang bergauf zu quälen, ehe es wie im Rausch wieder gen Tal geht, ist in der Praxis aber tatsächlich wesentlich anstrengender, weil der eigene Körper schlichtweg nicht zu dem Rhythmus findet, den er von zu Hause gewohnt ist. Und obwohl es an diesem Tag für moab'sche Verhältnisse kontinentale 28°C hatte, ist die Tatsache, dass während den drei bis vier Stunden, die man für eine Umrundung benötigt, nur wenige Schattenplätze zu finden sind, ebenfalls nicht gerade hilfreich.
Der wesentliche Unterschied zu den Alpen besteht jedenfalls darin, dass Gardasee und Co konditionell ausdauernde Herausforderungen sind, während Slickrock vor allem Schnellkraft und technische Fähigkeiten auf die Probe stellt. Das zeigt sich beispielsweise daran, dass einige Passagen dermaßen steil sind, dass sie nur aufgrund des griffigen Sandsteins überhaupt fahrbar sind. Und dennoch wird man nicht drum herum kommen, sein Gerät die ganz steilen Abschnitte hochschieben zu müssen. Vom Bike absteigen wird man hier aber sowieso ständig, allen voran aufgrund der überragenden Aussicht über den Colorado River am nördlichen Teil des Trails, über Moab im Westen und über den Negro Bill Canyon und Abyss Canyon im Osten. Darüberhinaus macht es Sinn mindestens bei jeder zweiten Meilenmarkierung - bei 16 Kilometer sind das immerhin neun - eine kurze Pause einzulegen. Seinen Rythmus unterbricht man dadurch sowieso nicht, da dieser, wie bereits erwähnt, überhaupt nicht existiert. In diesen kurzen Momenten der Ruhe wird einem überhaupt erst so richtig bewusst, wie still und wunderschön es hier draußen auf dem ehemaligen Meeresboden eigentlich ist. Ab und an trifft man auf weitere Mountainbiker, die alle mit denselben Schwierigkeiten zu kämpfen haben, man beobachtet Jeeps und ATVs, die gerade dabei sind den berüchtigten
Hell's Revenge Trail, welcher die Bikestrecke um das ein oder andere Mal kreuzt, zu meistern oder stößt auf motorisierte Biker, die sich überschätzen und ihr Motorrad beinahe an einen der zahlreichen Abgründe verlieren. Während also jeder hier draußen, egal mit welchem Untersatz, ein ähnliches Ziel verfolgt, ist es selbstredend, dass es nicht lange dauert, bis sich genügend, noch nicht aufgebrauchte Musclepower zusammengefunden hat, um buchstäblich an einem Strang zu ziehen und die am Abhang liegende Maschine zu bergen. Während der Pechvogel sichtlich erleichtert darüber war, dass ihm und dem teuren Equipment nichts fehlte, fühlte es sich gut an dem Aufruf des ständig im Radio laufenden und zum
Best of Jesus-Songs gehörenden "Smoke Break" von Carrie Underwood, in dem es unter anderem
"It's hard to be a [...] good Christian" heißt, zu folgen und etwas zu tun auf das der Herr und sein Sohn lobend auf unsere Häupter hinabblicken konnten, während im Hintergrund eine imaginäre amerikanische Flagge im Wind wehte.
Während der Trail also tatsächlich auch mal slick, also glitschig, werden kann, besteht eine weitere Problematik darin, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Zum einen ist die Runde in beide Richtungen befahrbar, wobei die "offizielle" Richtung gegen den Uhrzeigersinn verläuft, und zum anderen bietet sich am Startpunkt die Option den sogenannten, etwa vier Kilometer langen, Practice
Loop zu fahren, um sich selbst und sein Bike auf den eigentlichen Trail einzustellen. Von beidem wurde ins im Vorfeld jedoch abgeraten. Entgegen des Uhrzeigersinns zu fahren fühle sich angeblich
"more rewarding" an und die zusätzlichen Kilometer des Practice Loops würden nur Energie verschwenden, die man später noch gut gebrauchen könne. Während ich den zweiten Rat zu 100% weitergeben würde, kann ich beim ersten nur darauf hoffen, dass es richtig war, ihn zu befolgen. "Rewarding" ist nämlich einzig und allein die Tatsache, das schier endlose Auf und Ab über eigentlich läppische 400 Höhenmeter endlich geschafft zu haben, um einmal mehr mit geschwellter Brust sagen zu können: "Been there, done that!"
Die verbrauchten Kalorien holten wir uns wenig später bei einem Buffalo Burger und einem standard sized Milkshake in
Milt's Stop & Eat zurück, einem authentischen, gammligen kleinen Fifties-Diner, wie ich sie so sehr liebe und eines das praktischerweise keinen Umweg für den Rückreiseverkehr aus der Sandflats Recreation Area erfordert. Erwähnenswert sei an dieser Stelle noch, dass man hier von einer jungen Dame bedient wird, die zwar selbst schon den einen oder anderen Milkshake zu viel hatte, dafür aber der sexiest woman alive, Emilia Clarke, aka Daenerys of House Targaryen, the first of her name, Queen of Meereen, Queen of the Andals, the Rhoynar and the First Men, aka Khaleesi, aka Mother of Dragons, aks Mhysa, aka Breaker of Chains, wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Die Mother of Milkshakes, first of her weight, ist also ein weiterer guter Grund nicht an diesem unauffällig wirkenden Ort vorbeizufahren. Der Rest des Tages bestand darin, die Bikes gegen ein bisschen was größeres und komfortableres einzutauschen und des Nachts in den Arches National Park zurückzukehren, um Zeuge dessen zu werden, wofür die menschenleeren Gegenden an der Westküste und Arches als einer von weltweit 30 International Dark Sky Parks berühmt sind: Eine atemberaubende Sicht auf den Sternenhimmel und die Milchstraße, unberührt von der Lichtverschmutzung großer Städte. Allein dafür hätte sich der Kauf einer Spiegelreflexkamera gelohnt.
Welcome to the Home of Mountainbiking!
Materialcheck.
Vorfreude!
Los gehts!
Eine traumhafte Location.
Kreuzung mit Hell's Revenge.
Abyss Canyon.
Schade, dass diese Brücke nicht auch zum Trail gehört.
Anstrengendes Terrain.
Sensationelle Aussichten.
40 - 45 km/h sind zwischendurch durchaus mal möglich.
Auf...
...und ab.
150 Meter über Moab.
Snake Encounter!!! Giftig oder nicht?
Herr Knowledge, machen Sie Ihrem Namen Ehre und erleuchten uns bitte!
Schmeckts?
Weiter gehts.
Wir treffen auf die nördliche Grenze, die durch den Colorado markiert wird.
Zeit für ein Bothie.
Der Blick aufs Wasser...
...macht durstig.
Schlussspurt.
Steil gehts Richtung Start/Ziel.
Und dann passierte es.
America, let's do this!
The Free and the Brave beobachten uns.
Zurück am Parkplatz lädt die Spätschicht ihr Spielzeug ab.
Übersicht des Slickrock Bike Trails...
...und der gesamten Sandflats Recreation Area.
Milt's Stopp und Iss.
Man beachte den Blick von Milt's Frau.
Buffalo Burger & Tater Tots
Yeah! Brainfreeze!
Nach einer dringend benötigten Dusche wandeln wir durch die Straßen Moabs auf der Suche nach einer Fuhrparkerweiterung für den nächsten Tag.
Und haben sie gefunden!
Des Nachts im Arches National Park.
Milchstraße.
Das MUSS man gesehen haben.
Und am besten joda, stone oder multimueller heißen und eine DSLR sein Eigen nennen.
Mit einem unscharfen Kompaktkamerafoto beenden wir Tag 6 der Tour. Gute Nacht!